Hintergrund
Die Hörrehabilitation nach translabyrinthärer Vestibularisschwannomresektion stellt eine Herausforderung dar. Da die Cochlea bereits einige Monate nach labyrinthärer oder cochleärer Eröffnung sklerosieren kann, ist die Hörrehabilitation mit Cochleaimplantaten (CI) ggf. zeitlich limitiert. Eine Option, um eine Komplettsklerosierung zu umgehen und das Intervall bis zur Cochleaimplantation zu prolongieren, ist es, bereits bei der translabyrinthären Resektion einen Platzhalter (Tiefenmesser) und das CI später („zweizeitig“) einzusetzen.
Ziel
Ziel der retrospektiven Fallserie war es, den Hörerfolg aller Patienten (n = 6) im Verlauf darzustellen und den Einsatz des Tiefenmessers zu beurteilen.
Methodik
Der Hörerfolg aller Patienten mit (n = 3) und ohne (n = 3) Einlage eines Tiefenmessers wurde mittels Freiburger Einsilbertests ohne Störschall bei 65 dB gemessen. Die erste Messung wurde vor der translabyrinthären Vestibularisschwannomresektion, die letzte Messung bis zu 48 Monate nach der Cochleaimplantation durchgeführt.
Ergebnisse
Alle 6 Patienten erreichten auf dem erkrankten Ohr vor der translabyrinthären Vestibularisschwannomresektion 22,5 ± 36,57 % und 12 Monate nach Cochleaimplantation 41,3 ± 26 %. Die Verstehenswerte der Patienten mit Tiefenmesser liegen mit 25,8 ± 16 % nach 12 Monaten unter dem Wert der übrigen von 56,6 ± 25,0 %. Schwerwiegende intra- oder postoperative Komplikationen traten in beiden Gruppen nicht auf.
Schlussfolgerung
Der zweizeitige Ansatz der Cochleaimplantation mit Tiefenmessereinlage scheint nach labyrinthärer Eröffnung bei intaktem Nerv eine vielversprechende, sichere Variante der Hörrehabilitation darzustellen. Forschung zu diesem Ansatz zu intensivieren scheint gerechtfertigt und notwendig.