Hintergrund
Die Wirksamkeit der Radiotherapie bei degenerativ-entzündlichen Erkrankungen ist klinisch zwar gut belegt, doch fehlen ausreichende Langzeitbeobachtungen und eine Bewertung nach objektivierbaren Kriterien zur Validierung.
Patienten und Methode
Von 1986 bis 1991 wurden 104 Patienten mit Epicondylopathia humeri wegen therapie-refraktärer Schmerzen bestrahlt. Davon wurden 85 Patienten bzw. aufgrund beidseitiger Symptomatik 93 Ellenbogen nach objektiven Kriterien evaluiert. Alle Patienten waren intensiv vorbehandelt. Beschwerden wurden nach Schmerzkategorien und-graden vor Radiotherapiebeginn, sechs Wochen danach und aktuell beurteilt. Zusätzlich wurde der Ellenbogen-Score von Morrey et al. [36] zur Verlaufsbeurteilung angewandt. Ein akuter Schmerzbeginn lag bei 41, ein chronischer bei 52 Ellenbogen vor. Die mittlere Symptomdauer vor Radiotherapie betrug 16 Monate. Die Schmerzen wurden meistens im Beruf (46), beim Sport (23) oder spontan (elf) ausgelöst. 51 Patienten waren beruflich und sportlich schwer beeinträchtigt. Der betroffene Ellenbogen wurde in zwei Serien zu je 6×1 Gy (insgesamt 12 Gy) dreimal wöchentlich bestrahlt. Die zweite Serie erfolgte sechs Wochen nach der ersten. Die mittlere Nachbeobachtungsdauer betrug 4±2 (1 bis 8) Jahre.
Ergebnis
43 Patienten (50 Ellenbogen) wurden in allen Schmerzkategorien “schmerzfrei” (CR). Bezogen auf die Einzelkategorien, wurden 59% mit Schmerzen bei Belastung, 79% mit Schmerzen nachts, 84% mit Dauerschmerzen tagsüber, 80% mit Schmerzen in Ruhe und 81% mit Anlaufschmerzen bzw. Morgensteifigkeit beschwerdefrei. 19 Ellenbogen erreichten eine “wesentliche Besserung” (PR), das heißt hatten nur noch geringe Symptome (maximal Grad 1) in den jeweiligen Schmerzkategorien. Insgesamt sprachen 69 (74%) Ellenbogen auf die Radiotherapie an. Von den übrigen 24 Ellenbogen wurden 17 wegen persistierender Symptome oder subjektiver Unzufriedenheit später operiert; davon wurden sieben postoperativ schmerzfrei. Der Morrey-Score verbesserte sich im Mittel um 18 Punkte von 78 vor Radiotherapie auf 96 zum aktuellen Zeitpunkt. Nur zwei Patienten verschlechterten sich im Morrey-Score. In multivariater Analyse hatten folgende Faktoren einen negativen prognostischen Wert: die längere Symptomdauer vor Radiotherapie und die längerfristige Ruhigstellung mit Gipstutor (p<0,05).
Schlußfolgerungen
Die Radiotherapie ist auch bei therapierefraktärer Epicondylopathia humeri sehr wirksam. Eine lange Anamnesedauer und langfristige Ruhigstellung sind entscheidende negative Prognosefaktoren. Bei geringen Nebenwirkungen und Kosten ist die Radiotherapie eine vergleichsweise gute therapeutische Option zu üblichen konservativen Maßnahmen und der Operation im chronischen Stadium.