Die Diffusion von Atomen oder Molekülen (allgemein: Teilchen) hat ihre Triebkraft infolge von Unterschieden und Gradienten des chemischen Potenzials der Teilchen in ihrem zugänglichen Raum. Wenn der Potenzialunterschied allein von Konzentrationsunterschieden herrührt, gelangt man zu den bekannten Diffusionsgleichungen nach Fick. Um die Diffusionskoeffizienten auf atomare Bewegungen in kondensierter Materie zurückzuführen, wurden in bisher bekannten Modellen Platzwechselvorgänge zumeist neutraler Teilchen mit Nachbarteilchen, Verunreinigungen, Zwischengitterplätzen, Leerstellen an Oberflächen, Korngrenzen, Versetzungen und im homogenen Volumen betrachtet. Es ist bekannt, dass in Schmelzen und Festkörpern mit chemischen Bindungen mit zunehmender Temperatur elektronische Übergänge auftreten, wodurch fluktuierende Abweichungen in der Ladungsverteilung und den lokalen chemischen und elektrischen Potenzialen entstehen. Diese Abweichungen üben Kräfte auf die Position der Rumpf‐Ionen aus und machen daher ebenfalls Platzwechsel von Teilchen möglich. Dieser ergänzende Mechanismus für die Diffusion wurde bisher in der Literatur nicht hinreichend beachtet. Grundlagen, experimentelle Ergebnisse, Hinweise und Folgerungen für den Diffusionsvorgang werden aufgezeigt und diskutiert.