In dieser Längsschnittstudie wurde das Temperament von Säuglingen verglichen, die während bzw. vor der Pandemie in den USA zur Welt kamen. 263 Frauen, die während der COVID‐19‐Pandemie entbunden hatten, und 72 Frauen, die vor der Pandemie entbunden hatten, schätzen 3 Monate nach der Geburt das Temperament ihres Kindes ein. Dazu füllten sie Fragebögen aus, in denen die perinatale psychische Gesundheit, die sozialen Kontakte und das Temperament des Säuglings beurteilt wurden. Mütter, deren Kinder während der Pandemie geboren wurden, gaben im Vergleich zu Müttern, deren Kinder vor der Pandemie geboren wurden, ein höheres Maß an negativer Affektivität ihres Kindes (F(1,324) = 18,28, p <.001) an. Die Gruppen unterschieden sich jedoch nicht in ihrer Einschätzung der Begeisterungsfähigkeit oder Selbstregulation. Mütterliche depressive Symptome mediierten den Zusammenhang zwischen dem Pandemiestatus und der negativen Affektivität des Kindes. In der Pandemiegruppe waren geringere Sozialkontakte nach der Geburt mit einer höheren Einschätzung der negativen Affektivität beim Säugling assoziiert. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Pandemie die mütterliche Wahrnehmung des kindlichen Temperaments, der perinatalen psychischen Gesundheit und der sozialen Kontakte beeinflusst hat.