Die sichere Verankerung von Stentgrafts ist von entscheidender Bedeutung für den Langzeiterfolg der endovaskulären AAA-Therapie. Wir untersuchten die morphometrischen Veränderungen des aortoiliakalen Gefäßabschnitts bei 83 Patienten nach endovaskulärer AAA-Ausschaltung über einen durchschnittlichen Follow-up-Zeitraum von 17,2 Monaten. Weiterhin teilten wir die präoperativen AAA-Morphologien in 3 Risikoscores ein, die wir in Bezug zu den jeweiligen klinischen Ergebnis der Patienten setzten.
Erfolgreich exkludierte Aortenaneurysmen zeigten 12 Monate postoperativ eine signifikante Verkleinerung des maximalen Durchmessers, während dieser bei Patienten mit Endoleckagen konstant blieb oder zunahm. Im mittelfristigen Follow-up konnte keine signifikante Dilatation des infrarenalen Aortendurchmessers festgestellt werden. Bei Patienten, die mit endovaskulären Rohrprothesen versorgt wurden, kam es zu einer signifikanten Zunahme des distalen Aortenhalses. Aneurysmamorphologien mit einem höheren Schwierigkeitsgrad waren signifikant häufiger von Endoleckagen Typ I betroffen als Aneurysmen, die präoperativ eine weniger komplizierte Aneurysmamorphologie aufwiesen.
Unsere Untersuchungen belegen, dass eine restriktive morphologische Patientenselektion eine Grundvoraussetzung für den klinischen Erfolg der endovaskulären AAA-Therapie darstellt.
Problemstellung. Endoleckagen (EL) stellen eine bekannte Gefährdung des Behandlungserfolgs nach endovaskulärer AAA-Therapie dar. Wir analysierten die klinische Effizienz der endovaskulären AAA-Therapie im mittelfristigen Follow-up und untersuchten die Ursachen und Pathomechanismen der Entstehung von graftabhängigen Endoleckagen (EL Typ I). Hierzu überprüften wir die Hypothese, ob eine restriktive morphologische Patientenselektion die Inzidenz von EL Typ I reduzieren kann.
Patienten und Methoden. Zwischen April 1995 und September 1999 wurden insgesamt 329 Patienten mit infrarenalem AAA elektiv operiert. Hiervon analysierten wir eine konsekutive Serie von 83 Patienten (25,2%), deren AAA in diesem Zeitraum endovaskulär versorgt wurde. Es kamen 20 Tubeprothesensysteme und 63 Bifurkationsprothesen zum Einsatz. Das Follow-up betrug durchschnittlich 17,2 Monate (median 12).
Zur Klärung der Ursachen von EL-Typ I erfassten wir morphometrische Veränderungen der proximalen und distalen Verankerungsstellen. Weiterhin teilten wir die präoperativen AAA-Morphologien in 3 Risikoscores ein, die wir mit den erreichten klinischen Ergebnis der Patienten verglichen.
Ergebnisse. Die perioperative Mortalität betrug 1/83 (1,2%). Der technische Erfolg lag bei 80/83 (96,4%). 3 Jahre nach TPEG-Implantation beobachteten wir eine Ruptur, die erfolgreich endovaskulär beherrscht werden konnte. Die Konversionsrate betrug 6/83 (7,2%). Sekundäre EL-Typ I traten bei 13/83 (15,7%) auf, wobei 12/13 (92,3%) die distale Verankerungsstelle betrafen. 9/13 (69,2%) EL-Typ I konnten endovaskulär korrigiert werden, wohingegen 4/13 (30,8%) der Patienten aufgrund einer EL-Typ I offenchirurgisch konvertiert werden mussten.
Während bei 70/83 (84,3%) Patienten ohne EL-Typ I eine signifikante AAA-Schrumpfung zwischen 6 und 12 Monaten auftrat, persistierten oder expandierten diese bei 13/83 (15,7%) Patienten mit EL-Typ I (p=0,0035). Bei 4/20 (20%) mit Tubegrafts versorgten Patienten, die eine EL-Typ I entwickelten, zeigte sich eine signifikante Dilatation des distalen Aortenhalses zwischen 6 und 12 Monaten postoperativ, während es bei 16/20 (80%) der Patienten ohne EL-Typ I zu keiner signifikanten Expansion kam (p=0,0354).
9/63 (14,3%) mit Bifurkationsprothesen versorgte Patienten mit EL-Typ I zeigten 18 Monate postoperativ eine signifikante Dilatation der Iliakalarteriendurchmesser, während bei 54/63 (85,7%) Patienten ohne EL-Typ I keine signifikante Expansion der Iliakalarteriendurchmesser beobachtet wurde (AIC links p=0,0269, AIC rechts p=0,0071).
Es bestand ein signifikanter Zusammenhang zwischen einer AAA-Morphologie höheren Risikoscores und dem Auftreten einer EL-Typ I (p=0,022).
Schlussfolgerungen. Die endovaskuläre AAA-Therapie ist mit einer hohen Inzidenz von EL-Typ I verbunden. Die Ursachen der beobachteten Komplikationen waren morphologische Veränderungen des aortoiliakalen Gefäßabschnitts, technische Schwierigkeiten mit der Anpassung des Prothesenmaterials an die AAA-Morphologie oder eine Kombination dieser Probleme.
Eine restriktive morphologische Patientenselektion, eine präzise präoperative Bildgebung, eine differenzierte Auswahl des Prothesenmaterials und eine adäquate Anpassung des Prothesenmaterials an die individuelle Gefäßmorphologie können die Inzidenz von EL-Typ I in Zukunft senken.