Hintergrund. Mütter kleiner Kinder reagieren häufiger als andere Personen mit depressiver Verstimmung oder verstärkter Angst. Auch der Kinderarzt kann mit dieser Problematik konfrontiert sein. Ziel der vorliegenden Studie war es, das Ausmaß von Angst und Depression bei Müttern zu untersuchen, die ihr Kind beim Kinderarzt vorstellen.
Methode. Es wurden 3 Gruppen unterschieden: Vorsorgeuntersuchung beim gesunden Kind, ambulante Untersuchung des akut erkrankten Kindes und stationäre Aufnahme des kranken Kindes. Es sollte der Versuch unternommen werden, aufgrund demographischer Variablen Risikogruppen gefährdeter Frauen zu identifizieren. Insgesamt 210 Mütter, die ihr Kind beim Arzt vorstellten, füllten während der Wartezeit 3 Fragebögen aus: Beck-Depressionsinventar, das State-trait-Angst-Inventar, das Angst als Eigenschaft (trait) von Angst als (vorübergehendem) Zustand (state) unterscheidet, und einen Bogen zu demographischen Angaben.
Ergebnisse. Die große Mehrzahl der Frauen hatten Testergebnisse, die im Normbereich lagen. Bei 4,2% der Befragten waren die Testergebnisse im Sinn einer klinisch relevanten Depression zu beurteilen, und bei 10% der Mütter lag der Wert für die situative Angst mindestens 2 Standardabweichungen über dem Mittelwert. Erhöhte Ausprägungen für Angst als Zustand wurden signifikant häufiger bei Frauen gefunden, die arbeitslos waren oder deren Kind krank war. Geschiedene und allein erziehende Mütter, Frauen mit niedrigem Bildungsniveau und geringem Familieneinkommen hatten ein höheres Risiko für Angst als Eigenschaft (trait). Höhere Depressionsgrade wurden bei allein erziehenden Müttern und bei Frauen mit fehlender Berufsausbildung oder geringem Einkommen gefunden.
Schlussfolgerung Der Kinderarzt sollte bei Frauen aus den genannten Risikogruppen damit rechnen, häufiger mit Depressivität oder Angst der Mutter zu tun zu haben, und dies bei der Betreuung der Familie berücksichtigen.