Hintergrund
Selten kommt es nach perforierender Keratoplastik (PKP) zu einer primären kornealen Transplantatinsuffizienz (PKTI) trotz guter Endothelzellzahl des Transplantates in der Kultur bei jungen Patienten. Eine HSV-1-Infektion (Übertragung durch den Spender oder Reaktivierung am Auge des Patienten) kann Ursache einer PKTI sein.
Methoden
Wir berichten über einen 43-jährigen Mann mit pelluzider marginaler Hornhautdegeneration und bekannter Neurodermitis, der im Intervall nach einem akuten Hydrops beidseits eine PKP am linken Auge erhielt. Es zeigte sich eine PKTI, sodass nach 15 Tagen eine Re-PKP durchgeführt werden musste. Auch das zweite Transplantat neigte zur Einschmelzung am Rande mit persistierenden Epitheldefekten. Nach 4 Monaten wurde eine Re-Re-PKP mit simultaner Amnionmembrantransplantation (Patch) und partieller lateraler Tarsorrhaphie durchgeführt.
Ergebnisse
Nach intensivem Kontakt zwischen Ophthalmologen und Pathologen zeigten die histopathologischen Ergebnisse im tiefen Hornhautstroma beider Hornhauttransplantate Keratozyten, die immunhistochemisch positiv auf Herpes-simplex-Virus-Typ-I-Antigen reagierten. Die exzidierte eigene Hornhaut des Patienten war histopathologisch negativ, aber die DNA-PCR war für HSV-1 schwach positiv. Nach ausreichender systemischer und lokaler antiviraler Therapie blieb das dritte Transplantat bisher für 12 Monate klar.
Schlussfolgerung
Bei primärer kornealer Transplantatinsuffizienz nach regulärer Hornhauttransplantation sollte man immer die Wahrscheinlichkeit einer HSV-Infektion in Betracht ziehen und bei immunhistochemisch oder mittels PCR gesicherter Diagnose nach der Re-PKP langfristig antiviral systemisch (2-mal 400 mg Aciclovir-Tabletten für > 1 Jahr) behandeln.