Kurzfassung
Die Kohlenstoff-, Sauerstoff- und Strontium-Isotopenzusammensetzung von Zahnschmelzproben miozäner herbivorer Großsäuger aus Sandelzhausen (MN5, Unter-/Mittelmiozän) im nördlichen Alpenvorlandbecken wurde analysiert, um die Ernährungsweise und den Lebensraum zu rekonstruieren. Der mittlere Zahnschmelz δ13C-Wert von −11,4 ± 1,0‰ (n = 53) für die 9 analysierten Taxa (u.a. Rüsseltiere, Hirsche, Schweine, Klauentiere, Pferde, Nashörner) zeigt, dass alle Säugetiere eine ausschließlich C3-Pflanzen basierte Ernährungsweise hatten. Die 87Sr/86Sr-Verhältnisse von ~0,710, die höher sind als von Zähne aus dem westlichen Molasse Becken (0,707–0,709), deuten auf eine bevorzugte Nahrungsaufnahme im Bereich des nordöstlichen Molasse Beckens hin. Die zeitgleich vorkommenden Herbivoren haben unterschiedliche δ13C- und δ18O-Werte, welche auf die Nutzung unterschiedlicher Nahrungsressourcen und/oder Lebensräume innerhalb eines C3-Ökosystems hindeuten. Insbesondere die drei Nashörner Plesiaceratherium fahlbuschi, Lartetotherium sansaniense und Prosantorhinus germanicus zeigen die Nutzung verschiedener Nahrungspflanzen und/oder Habitate. Der Palaeomerycide Germanomeryx fahlbuschi war ein Unterholz-Blattfresser in weniger geschlossenen Habitaten während Metaschizotherium bavaricum (Chalicotheriidae) und Prosantorhinus germanicus (Rhinocerotidae) Laubfresser in eher geschlossenen Wäldern waren. Das Pferd Anchitherium aurelianense war vermutlich ein mehr generalistischer Pflanzenfresser als aufgrund seiner Zahnmorphologie bisher angenommen. Das Waldschwein Hyotherium soemmeringi hat die höchsten δ13C und niedrigsten δ18O-Werte aller analysierten Taxa, was möglicherweise auf eine frugivore Ernährungsweise hindeutet. Die meisten Taxa waren wasserabhängige Blattfresser, die δ18O-Werte des meteorischen Wassers von −5,6 ± 0,7‰ VSMOW aufgezeichnet haben. Unter Nutzung einer modernen mittleren Jahrestemperatur (MAT)- $$ \delta^{18} {\text{O}}_{{{\text{H}}_{ 2} {\text{O}}}} $$ -Relation kann eine MAT von 19,3 ± 1,5°C für Sandelzhausen rekonstruiert werden. Ein seriell für δ18O-Werte beprobter Gomphotherium subtapiroideum Stoßzahn zeigt kein klares Saisonalitätsmuster. Daher waren die meisten Taxa C3-Blattfresser in einer bewaldeten, feuchten Überflutungsebene im Molasse Becken mit einem warmtemperierten bis subtropischen Klima möglicherweise ohne stark ausgeprägte Saisonalität.