Hintergrund
Rivaroxaban ist ein oraler, direkter Faktor-Xa-Inhibitor. Eine Gerinnungsüberwachung ist bei Rivaroxaban nicht mehr nötig. Mithilfe der Rotationsthrombelastometrie ROTEM™, einem häufig benutzten „Point-of-care“-Gerinnungsmessgerät, wurde der Einfluss von Rivaroxaban auf die Blutgerinnung untersucht.
Methode
Elf gesunde, männliche Freiwillige wurden in die Studie aufgenommen. Blutproben wurden vor und 2,5 h nach Einnahme einer 10-mg-Tbl. Rivaroxaban (Xarelto™) entnommen. Zusätzlich zu den gebräuchlichen Gerinnungstests wurden mithilfe des ROTEM™ die extrinsische (Extem-) und die initrinsische (Intem-)Gerinnselbildung gemessen.
Ergebnis
Es zeigten sich statistisch signifikante Unterschiede zu den Ausgangsmessungen für die Extem-Parameter „clotting time“ (Extem-CT, 58 ± 9 s und 87 ± 17 s; p < 0,01), „clot formation time“ (Extem-CFT, 113 ± 30 s und 87 ± 20 s; p < 0,01), Extem-α-Winkel (68 ± 5° und 73 ± 4°; p < 0,01), Intem-CT (194 ± 26 s and 239 ± 43 s; p = 0,02), Prothrombinzeit (PT, 86 ± 9% und 67 ± 7%; p < 0,01) und aktivierte partielle Thromboplastinzeit (aPTT, 28 ± 1 s und 35 ± 2 s; p < 0,01). Es gab eine schwache Korrelation zwischen Extem-CT und PT sowie zwischen Intem-CT und aPTT vor und nach der Einnahme von Rivaroxaban. In der „Receiver-operating-characteristic-curve“(ROC)-Analyse fand sich aPTT als bester Test zur Erfassung einer durch Rivaroxaban beeinflussten Gerinnung. Extem-CT und Intem-CT erwiesen sich als gute bis moderate Parameter und PT als ungeeignet.
Schlussfolgerung
Ein statistisch signifikanter Einfluss auf die ROTEM™-Parameter konnte 2,5 h nach Einnahme einer 10-mg-Rivaroxaban-Tbl. beobachtet werden. Es fand sich eine größere Beeinflussung der Extem-Parameter, verglichen mit den Intem-Parametern. Eine schwache Korrelation zwischen Extem-CT und PT sowie zwischen Intem-CT und aPTT vor und nach Rivaroxabaneinnahme wurden beobachtet. Als bester Parameter zur Erfassung einer durch Rivaroxaban beeinflussten Gerinnung erwies sich aPTT. Extem-CT und Intem-CT sind ebenfalls gute bis moderate Parameter; die PT ist für diese Fragestellung ungeeignet. Von großer klinischer Relevanz ist die Tatsache, dass nach Rivaroxabaneinnahme immer noch normale ROTEM™-Werte gemessen werden können. Das Point-of-care-Gerinnungsmessgerät ROTEM™ ist nicht dafür geeignet, eine durch Rivaroxaban verursachte Gerinnungshemmung vor zentralvenösen Punktionen oder rückenmarknahen Anästhesien auszuschließen.