Hintergrund
Kindesmisshandlung war lange Zeit eine der Haupttodesursachen im Kindesalter. Sie ist in ihrer Ursache, ihrem Erscheinungsbild, ihrer Konsequenz und Voraussage komplex. Der Umgang mit den Patienten ist emotional stark belastend.
Patienten und Methoden
Bei Verdacht auf eine nicht akzidentelle Verletzung erfolgte die stationäre Aufnahme an einem Kinderzentrum. Die Kinderschutzgruppe (KSG) besteht aus einem Facharzt für Kinderchirurgie, vier Stationsärzten, einer Psychotherapeutin, zwei Stationsschwestern und einer Diplomsozialarbeiterin. Ziel ist die Erkennung von Gewalt gegen Kinder, die Sicherung des Kindesschutzes und eine familienzentrierte interdisziplinäre Behandlung. Die Ergebnisse eines 6-Jahres Zeitraumes wurden retrospektiv analysiert.
Ergebnisse
Von 2001 bis 2006 wurden 476 Patienten stationär behandelt. In 47% zeigten sich Misshandlungen, in 28% Missbräuche und in 25% Vernachlässigungen. Nur 12% der Patienten mit sexuellem Missbrauch zeigten sichtbare Verletzungen. In 88% führten Sekundärsymptome zur Diagnose. Zwei Drittel der Fälle konnten bestätigt und aufgeklärt werden.
Schlussfolgerung
Über die Institution von Kinderschutzgruppen ist ein verantwortungsvoller Umgang mit nicht akzidentellen Verletzungen möglich geworden. Die Belastung und Verantwortung des Einzelnen wird auf das Team der Kinderschutzgruppe übertragen. Für niedergelassene Ärzte und periphere Krankenhäuser ist eine Überweisung der Patienten ohne Vertrauensverlust möglich.