Bei lang anhaltenden bzw. chronischen Depressionen (>2 Jahre) steht häufig nicht die depressive Verstimmung, sondern die Antriebsminderung im Mittelpunkt der Symptomatik. Das Verhältnis von depressiver Verstimmung und Antriebsminderung bei solchen Depressionen lässt sich gut am Bild eines Eisberges erklären: Der kleine Teil, der aus dem Wasser herausragt, entspricht der depressiven Verstimmung, und das große, viel breitere Massiv unter Wasser entspricht der Antriebsminderung. Sie besteht häufig schon viele Jahre vor der Verstimmung und bleibt oft auch nach erfolgreicher Behandlung der Verstimmung noch Monate bis Jahre bestehen, wenn man sie nicht therapeutisch beeinflusst. Hat die Anwendung aktivierender Antidepressiva auch in Hochdosierung unter Plasmaspiegelkontrollen keinen Erfolg, so ist die Kombination mit Psychostimulanzien in vielen Fällen sehr hilfreich (Woggon 1999). Wegen des günstigen Nebenwirkungs- und Interaktionsprofils von Amphetamin und Methylphenidat kann man sie auch zu komplexen Kombinationsbehandlungen hinzufügen. Abhängigkeit ist bei der Behandlung von Depressionen und anderen affektiven Störungen äußerst selten.