Entwicklung
Die vor über 100 Jahren in den USA von Vilray Blair durchgeführte Korrektur einer mandibulären Prognathie war der Beginn der Dysgnathiechirurgie. Bereits 1907 beschrieb Blair drei verschiedene Operationstechniken zur Korrektur von Fehlstellungen des Unterkiefers. Zwischen den beiden Weltkriegen waren keine großen Fortschritte in der Dysgnathiechirurgie zu verzeichnen, bis dann in den 50er-Jahren des 20. Jahrhunderts eine rasante Entwicklung einsetzte. Vor allem in Deutschland und Österreich wurden neue Operationstechniken für den Unterkiefer, aber auch für den Oberkiefer und das Mittelgesicht eingeführt. Diese erreichten schließlich ihren Höhepunkt in der von Obwegeser 1970 publizierten simultanen totalen Ober- und Unterkieferosteotomie.
Ausblick
Neuerungen, vor allem technischer Art, konnten in den vergangenen 20 Jahren besonders auf vier Gebieten festgestellt werden. Dies ist einmal die Planung, bei der meist computerassistierte Verfahren kombiniert mit der Video- oder Lasertechnik angewendet werden. Bei den Materialien ist vor allem die Verbesserung der resorbierbaren Platten und Schrauben als großer Fortschritt zu bewerten. Bei den neuartigen Operationstechniken wurde über erste Resultate mit dem Einsatz von Navigationssystemen wie auch über endoskopisch durchgeführte Osteotomien berichtet. Die Distraktionsosteogenese wird bei Fehlbildungen des Unterkiefers, aber auch des Oberkiefers und Mittelgesichts erfolgreich angewendet, wobei die technischen Apparate laufend verbessert werden. Auf all den genannten Gebieten ist die Entwicklung noch nicht abgeschlossen, sodass weitere Verbesserungen erwartet werden können.