Ein Priapismus ist definiert als eine Erektion, die ohne sexuelle Stimulation über mehr als 4 h andauert. In 95 % der Fälle handelt es sich um einen ischämischen oder Low-flow-Priapismus, der äußerst schmerzhaft ist. Bei den übrigen Fällen liegt ein nicht ischämischer oder High-flow-Priapimus vor, der meist durch ein perineales Trauma verursacht ist oder ein intermittierender, rezidivierender sog. „stuttering“ Priapismus. Anamnese und körperliche sowie laborchemische Untersuchung sind die Meilensteine in der Diagnostik. Gehäuft tritt ein Priapismus bei Patienten mit einer Sichelzellanämie auf. Es handelt sich hier um einen urologischen Notfall, der insbesondere beim Low-flow-Typ ein schnelles Handeln erfordert, um eine dauerhafte Schwellkörperfibrose mit konsekutiver erektiler Dysfunktion zu vermeiden. Therapeutisch sollte zuerst eine Punktion der Schwellkörper mit Aspiration des Blutes ggf. in Kombination mit Injektion von α-Agonisten erfolgen. Bleiben diese Versuche frustran, sollte nach vorausgegangenem MRT eine Shuntanlage durchgeführt werden. Liegt bereits eine komplette Schwellkörperfibrose unter Umständen mit begleitender Penisdeviation vor, kann auch die primäre Implantation eines Schwellkörperimplantats in Erwägung gezogen werden. Beim High-flow-Priapismus hat man etwas mehr Zeit, da keine Ischämie droht. Versagen konservative Maßnahmen, stellt eine superselektive Embolisation der Fistel die Therapiemethode der Wahl dar. Beim rezidivierenden oder intermittierenden Priapismus ist das Hauptziel der Therapie, die Vermeidung erneuter Episoden, was medikamentös versucht wird. Aufgrund der geringen Inzidenz ist es bei allen Priapismusformen schwierig zu sagen, welches Therapieverfahren das jeweils Beste ist.