1996 wurden in Fischen — insbesondere in Aalen — aus dem Berliner Teltowkanal (TK) in Rudow, oberhalb der ehemaligen Sektorengrenze unvermittelt auftretende Schübe von sDDT (ΣDDT, DDE, DDD als 2,4′- und 4,4′-Isomere) bestimmt, die mit ca. 22.000 μg/kg FS etwa die 10fache Höhe des Vorjahres erreichten. Ziel der Arbeit war, die vermutere Ursache — tiefgründige Baggerarbeiten an dem bis 1990 für jeglichen Schiffsverkehr gesperrten früheren Grenzübergang (Wredebrücke, TK-km 32,4) — zu verifizieren, die Höhen der Fischbelastung durch sDDT in den Folgejahren zu verfolgen und die räumlichen Ausmaße der neuen sDDT-Kontaminationen zu ermitteln.
Hintergrund dieser Vorfälle war die Herstellung von DDT-Präparaten im ehemaligen VEB Berlin-Chemie (BC), ca. 5 km oberhalb der Wredebrücke bis 1984, die zu gravierenden Belastungen des Gewässers führte. Diese nahmen — gemessen an den Gehalten von gefangenen Indikatorfischen — von 1983, dem Beginn der Untersuchungen, bis 1995 kontinuierlich ab.
Der sDDT-Schub von 1995 nahm von der Wredebrücke kanalabwärts ab, was u.a. an den Probenahmestellen Barnackufer, TK-km 16,4, Griebnitzsee, TK-km 3,0 und dem Kleinen Wannsee/Pohlesee, einem vom TK beeinflussten Gewässer beobachter werden konnte. Die Profile der Konstituenten des sDDT in den Fischen im Umfeld von BC entsprachen etwa denen der DDT-Produktionsabwässer. Als Indikatorsubstanz wurde das 2,4′-DDD herangezogen. Diese Verbindung war in den Fischen bis 1984 nachweisbar und trat erst 1995 in Rudow und am Barnackufer in Erscheinung, was darauf hindeuter, dass 2,4′-DDD bei den Baggerarbeiten wieder freigesetzt wurde. Die Isomeren des HCH, die Leitkongenere der PCB und das HCB blieben als Kontaminanten der Fische im TK 1995 relativ unauffällig. 1998 gingen die sDDT-Werte in Fischen im TK in Rudow deurlich zurück, am Barnackufer bereits 1997. Ähnliche Erscheinungen wurden in Berliner Gewässern auch im Umfeld anderer Baustellen beobachtet. Sie stellen Praxisbeispiele für Remobilisierungen im aquatischen Sediment festgelegter Substanzen dat.