Der Artikel befasst sich mit rechtsradikalen (diskursiven) Alllianzen, die sich insbesondere im Verlauf der letzten fünf Jahre zwischen religiösen und politischen Akteuren gegen geschlechtersensible Politikreformen formiert haben. Der Ursprung dieses Diskurses, der das Konzept von Gender als soziale Kategorie und Identitätsmerkmal als gefährliche und totalitäre Ideologie betrachtet, geht auf die Römisch-katholische Kirche zurück. Um zu erklären, weshalb auch rechtsradikale Akteure mit religiösen (v. a. Christlich affilierten) Akteuren gegen „Gender“ agieren, entwickelt der Artikel das Konzept der politischen Genderphobie; ein Supply-Side-Ansatz, der besonderes Augenmerk auf die Ähnlichkeiten ideologischer Aspekte richtet, die den liberalen Implikationen von Gender entgegenstehen. Ideologische und strategische Gemeinsamkeiten, die aus Perspektive der politischen Genderphobie als besonders relevant scheinen, sind ein ähnliches Verständnis von Geschlechterhierarchie und sozialer Ungleichheit (vs. Gleichheit), kultureller Homogenität (vs. Pluralität) und die populistische Strategie, Gender zu politisieren, indem der Begriff als Elitenprojekt und fundamentale Bedrohung „der Gesellschaft“ konstruiert wird. Um zu begründen, weshalb politische Genderphobie erst seit etwa einer Dekade so virulent ist und parallel zum Aufstieg der radikalen Rechten sichtbar wird, diskutiert der Artikel am Ende drei Demand-Side-Faktoren: Die Europäisierung von Anti-Diskriminierungspolitiken im schulischen Bildungsbereich, die subjektive Wahrnehmung von Unsicherheit auch bedingt durch die Wandlung patriarchaler Strukturen sowie die angebliche oder wirkliche Entfremdung liberaler Europäischer Eliten von jenen, die nicht in der Lage oder Willens sind, die auf Gleichheit, Freiheit und Pluralität basierenden Prinzipien des liberalen Projektes zu teilen. Der Artikel versteht sich somit als Beitrag zur Frage nach dem Zusammenhang von Gender bzw. Gender als soziale Kategorie und illiberaler Politik, die im Bereich der Anti-Gender‑, Religion und Politik sowie Rechtsradikalismusforschung diskutiert wird.