Die deutsche Wirtschaft erscheint durch den Brexit durchaus verwundbar, erwirtschaftet sie doch mit dem wichtigen Handelspartner UK einen erheblichen Handelsbilanzüberschuss. Die Folgen werden vor allem von der Höhe zukünftiger Handelsbarrieren und den Auswirkungen des Brexit auf das UK bestimmt. Diese Faktoren hängen ab vom zukünftigen institutionellen Verhältnis zwischen dem UK und der EU. Um dieses abzuschätzen, etabliert diese Studie einen Orientierungsrahmen, bei dem das Ausmaß des Zugangs zum EU-Markt für bisherige EU-Partner (u. a. Norwegen, Schweiz, Kanada) den Zugeständnissen dieser Partner an die EU (Personenfreizügigkeit, Zahlungen an die EU und Rechtsharmonisierung mit der EU) gegenübergestellt wird. Dabei zeigt sich eine klare Reziprozität im Geben und Nehmen, an der sich auch die EU orientieren dürfte. Auf Basis der bisherigen Positionierung der britischen Regierung wird argumentiert, dass das UK Zugeständnisse machen könnte, die im Durchschnitt in einer mittleren Kategorie in unserem Orientierungsrahmen eingeordnet werden können. Obwohl sich das UK gegenüber der EU in einer schwächeren Verhandlungsposition befinden dürfte, würden mittlere britische Zugeständnisse vermutlich ein sehr tiefes Freihandelsabkommen 3.0 rechtfertigen, das nennenswert über das Niveau des Freihandelsabkommens mit Kanada hinausgeht und möglicherweise einen weitgehend freien Warenverkehr umschließt. Nach einem knappen Überblick über und einer Kritik an szenarienbasierten Ex-ante-Modellen zu den Langfristiwirkungen des Brexit auf das UK werden die bislang nur recht begrenzten kurzfristigen Wirkungen der Brexit-Debatte auf das UK und auf Deutschland kurz dargestellt. Dabei wird die zu erwartende Auswirkung der Pfundabwertung seit dem Referendum und einer leichten Wachstumsverlangsamung im UK auf den deutschen Handel mit dem UK mit einer Kointegrationsanalyse geschätzt.