Kurzfassung
Der einmalige Fund eines Stammgruppen-Seeigels mit scheibenförmiger, flexibler Corona aus multiserialen Ambulakren und Interambulakren aus dem Oberen Muschelkalk (Calcaire à Entroques, Mittlere Trias, spätes Anisium, spätes Illyrium) von Ostfrankreich wird beschrieben. Der artikulierte Fund gestattet die Beschreibung aller Merkmale außer dem Apikalsystem, das verloren gegangen ist. Der Seeigel ist eine neue Art und Gattung der karbonischen bis spätpermischen Stammgruppen-Familie Proterocidaridae und wird als Lazarechinus mirabeti beschrieben. Zwischen Pronechinus, dem letzten permischen Proterocidariden, and Lazarechinus liegt eine Lücke von ca. 16 Ma, welche die Frühe und die frühe Mittlere Trias umfasst. Damit ist die neue Gattung ein typisches Lazarus-Taxon aus einer Linie, die während einer Krisenzeit verschwand und während einer Zeit biotischer Erholung wieder auftaucht. Weitere Belege von Stammgruppen-Seeigeln wurden jüngst aus dem mittleren Anisium von Südwest-China und aus dem Karnium von Italien und Zentral-China bekannt. Die Neufunde zeigen, dass die gängige Vorstellung von der Evolution der Seeigel um die Perm–Trias Grenze neu aufgearbeitet werden muss. Der Glücksfund des Lazarechinus in einer Muschelkalk-Konservatlagerstätte ermutigt außerdem zu systematischer Suche von isolierten Skleriten in triassischen Sedimenten, die sich Stammgruppen-Seeigeln zuordnen lassen, um daraus weitere Informationen über Häufigkeit, Verbreitung und Habitate abzuleiten.