Die Schweiz verfügt mit ihren Speicherseen über Energiespeicher in beträchtlichem Umfang. Sie sollte damit, würde man annehmen, gegen eine mehrtägige winterliche Dunkelflaute in Europa gut gewappnet sein. Gleichwohl wurden in den vergangenen zwei Wintern seitens Netzbetreiber und Behörden Zweifel geäussert, ob die Versorgungssicherheit tatsächlich gewährleistet ist. Einzelne Medien warfen den Kraftwerksbetreibern vor, sie würden die Seen aus Profitgier bereits zu früh im Winterhalbjahr leeren. In der Politik wurden Forderungen laut, die Speicherseen als strategische Reserve für den Fall von Importrestriktionen zu nutzen. Die vorliegende Arbeit simuliert basierend auf öffentlich verfügbaren Daten die aggregierte Produktion aus Speicherseen unter verschiedenen Annahmen zur Kraftwerksverfügbarkeit und zu den Importmöglichkeiten der Schweiz. Sie kommt zum Schluss, dass die Energiereserven in den Schweizer Speicherseen in den vergangenen Wintern jeweils gereicht hätten, um zusammen mit den übrigen Kraftwerken den inländischen Verbrauch während bis zu einem Monat selbst bei ausbleibenden Importen noch zu decken. Damit das angesichts des Ausstiegs aus der Kernenergie auch in Zukunft noch möglich ist, wären bei sonst unveränderten Verhältnissen indes beträchtliche Eingriffe in die Bewirtschaftung der Seen nötig. Der damit verbundene Wertverlust dürfte – ceteris paribus – jährlich rasch mehrere Dutzend Millionen Franken betragen.