Prekarität ist zu einem zentralen Konzept soziologischer Zeitdiagnose in Europa und Nordamerika geworden. Allerdings ist umstritten, ob der Prekaritätsbegriff geeignet ist, um die Realität im Globalen Süden zu beschreiben. In diesem Artikel nehmen wir die Arbeiten von Bourdieu, Castel und Dörre als Ausgangspunkt, um das Unsicherheitsempfinden von Wanderarbeitern in der „Werkstatt der Welt“, der südchinesischen Provinz Guangdong, zu analysieren. Zu diesem Zweck haben wir 37 leitfadengestützte Interviews mit Wanderarbeitern ausgewertet. Wir beschreiben mit dem Alter und dem Grad sozialer Sicherung zwei Faktoren, die den Grad subjektiv empfundener Unsicherheit entscheidend beeinflussen. Wesentliches Ergebnis unserer Studie ist, dass junge Arbeiter aufgrund der Engpässe auf dem Arbeitsmarkt ihre Lage als weitgehend sicher empfinden, während ältere Arbeiter mit defizitär implementierter Sozialversicherung im derzeitigen industriellen Umbruch in China große Angst vor sozialem Abstieg haben. Wir zeigen, wie sich dieses Unsicherheitsempfinden in neue Arbeitskonflikte umsetzt und kommen zu dem Schluss, dass eine Ausdehnung der prekären Zone zu erwarten ist.