Eine der tragenden Säulen des Lebensführungsmodus der Mittelschichten ist ein Planungsimperativ – entscheidungssoziologisch betrachtet: eine anspruchsvolle, auf Rationalität und Nachhaltigkeit setzende Lebensführung. Was aber geschieht mit dem Planungsanspruch, wenn das Leben von Mittelschichtangehörigen, wie zunehmend in den letzten zwanzig Jahren, immer stärkeren Irritationen in allen Lebensbereichen ausgesetzt wird, die sich zu einem Syndrom multipler Irritationen auswachsen können? Diese Problematik wird im vorliegenden Beitrag in drei Schritten vertieft. In einem ersten Schritt wird der Planungsimperativ der Mittelschichten genauer gefasst. Im zweiten Schritt wird unter Rückgriff auf allererste explorative empirische Befunde aus Gruppendiskussionen ausgelotet, was von diesem Planungsimperativ der Mittelschichten heute noch übrig geblieben ist. Fünf induktiv gewonnene Typen des Umgangs mit dem Planungsimperativ werden unterschieden. In einem dritten, spekulativen Schritt wird schließlich die bis jetzt empirisch kaum belegte Vermutung skizziert, dass das Leben der Mittelschichten heutzutage stärker durch ein ad-hoc reagierendes Coping als durch Planung bestimmt sein dürfte. Coping als subinkrementalistischer Entscheidungsmodus wird als vierschrittiger Mechanismus der Lebensführung charakterisiert.