Die demografische Geschichte des Magellanpinguins (Spheniscus magellanicus) an den pazifischen und atlantischen Küsten Südamerikas
Räumliche Trennung sowie lokale Aussterbe- und Wiederbesiedlungsereignisse beeinflussen die genetische Variation natürlicher Populationen. In der Natur lassen sich verschiedene Ebenen der Populationsstruktur unterscheiden—von panmiktischen Populationen, bei denen starker Genfluss die Diversität zwischen den Örtlichkeiten ausgleicht, bis hin zu Metapopulationen, bei denen eine Kombination aus mäßigen bis hohen Graden der Populationsdifferenzierung und einer Source-Sink-Populationsdynamik zu erwarten ist. Genfluss, Dismigration und Wiederbesiedlung können durch Veränderungen der ökologischen Bedingungen, wie zum Beispiel Klima und Ressourcenverteilung, beeinflusst werden. Eine Analyse der demografischen Geschichte ist für das Verständnis der aktuellen Populationsdynamik daher von fundamentaler Bedeutung. Wir untersuchten mtDNA aus der Kontrollregion und Mikrosatelliten-DNA-Daten von 210 Magellanpinguinen (Spheniscus magellanicus) aus 13 Brutkolonien entlang der Küsten von Chile und Argentinien, was einen Großteil des Verbreitungsgebietes der Art abdeckt. Wir stellten ein hohes Maß an genetischer Diversität fest und ermittelten zwei genetisch-geografische Regionen, eine pazifische und eine atlantische, vermutlich aufgrund einer Unterbrechung der Verbindung zwischen den Ozeanen während des letzteiszeitlichen Maximums (Last Glacial Maximum, LGM), als verschiedene Abschnitte der Magellanstraße mit dem Kontinent verbunden waren. Am Atlantik zeigten sich leichte Unterschiede zwischen nördlichen und südlichen Küstenkolonien; auf den Falklandinseln/Malwinen scheint es sich um eine Mischung aus nördlichen, südlichen und pazifischen Kolonien zu handeln. Die Magellanpinguine zeigten einen starken Genfluss zwischen den Kolonien, aber ein geringes Maß an genetischer Differenzierung in der jeweiligen Region. Des Weiteren deuten unsere Ergebnisse an, dass es bei den Magellanpinguinen vor etwa 17.500 Jahren zu einer Populationsausdehnung kam, was im Einklang mit einer Periode abgesenkten Meeresspiegels und freiliegender Kontinentalschelfe entlang der Küsten Argentiniens und der Falklandinseln/Malwinen am Ende des letzteiszeitlichen Maximums steht. Daher legen unsere Ergebnisse nahe, dass Klimaveränderungen in Südamerika, welche den Meeresspiegel beeinflussen, eine wichtige Rolle für die Ausbreitungsbewegungen der Magellanpinguine spielen können.