Elterliche Investition beim männlichen Wanderfalken während des Brütens: der Einfluss von Wetter und Erfahrung
Brüten erfordert einen Wärmetransport zwischen Eltern und Embryo. Dabei wird der Brutfleck gegen die Oberfläche des Eis gepresst, dessen Erwärmen dann das Ergebnis des durch den Brutfleck fließenden Bluts und der Wärmeproduktion der Eltern ist. Bei den Vogelarten, bei denen beide Elterntiere brüten, entwickelt sich ein Brutfleck bei beiden Geschlechtern. Bei denjenigen Arten jedoch, bei denen das Männchen gar nicht oder nur eine kurze Zeit brütet (wie z.B. beim Wanderfalken), haben die Männchen gar keinen oder einen nur schwach entwickelten Brutfleck. In Anbetracht der Tatsache, dass Wanderfalkenmännchen keinen Brutfleck entwickeln und einen dementsprechend weniger effizienten Wärmetransport aufweisen, testeten wir vier Hypothesen im Zusammenhang mit der Zeit, die männliche Wanderfalken mit dem Brüten verbringen. Die Untersuchung wurde an einer schon seit langem beobachteten Population in Nordspanien durchgeführt. Von 2008 bis 2016 beobachteten wir in 37 Brutgebieten 482,73 Stunden lang die Brut-Ereignisse bei den Wanderfalken. Es fanden insgesamt 203 Wechsel beim Brüten statt; die Männchen übernahmen das Brüten von den Weibchen 3,02 ± 2,61 mal pro Tag. Diese Wechsel waren nicht gleichmäßig über den Tag verteilt. Die Männchen brüteten jeweils für 114,3 ± 84,24 Minuten. Dabei hing die von den Männchen mit Brüten verbrachte Zeit stark von ihrer Bruterfahrung in dem betreffenden Gebiet ab. Es gab aber keinen signifikanten Zusammenhang zwischen der von den Männchen mit Brüten verbrachten Zeit und ihrem früheren, kumulierten oder ihrem aktuellen Fortpflanzungserfolg. Hingegen hing die Zeit, die die Männchen mit Brüten verbrachten, signifikant von der Umgebungstemperatur ab. Es schaute so aus, als würden die Männchen während der ersten und der letzten Brutwoche unsignifikant weniger lange brüten. Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass bei Wanderfalken das Brüten nur durch ein Elternteil in erster Linie von der Umgebungstemperatur abhängt und nur an zweiter Stelle von der Erfahrung der Männchen.