Selektion auf Überlebensfähigkeit führt bei weiblichen BirkhühnernLyrurus tetrixzu negativen HFC-Werten
Es besteht ein breites Interesse an den Beziehungen zwischen der individuellen genetischen Diversität und fitnessrelevanten Merkmalen (Heterozygosität-Fitness-Korrelationen; heterozygosity-fitness correlations; HFC). Die meisten Untersuchungen ergaben schwache kontinuierliche Fitnesszunahmen bei wachsender Heterozygosität, während von negativen HFC-Werten nur selten berichtet wird. Negative HFC-Werte sind in Fällen von Auszuchtdepression zu erwarten, wobei Auszucht in natürlichen Populationen nur selten vorkommt. Negative HFC-Werte können aber auch dadurch zustande kommen, dass die Selektion der Überlebensfähigkeit bei Individuen mit geringer Heterozygosität bereits in einem frühen Stadium greift und so eine Verschiebung in der Verteilung der Heterozygosität hervorruft, welche dann zu negativen HFC-Werten führt. Wir überprüften diese Theorie anhand von Überlebens- und Gelegeparametern (Eimasse, Eivolumen, Kükenmasse, Gelegegröße) von weiblichen Birkhühnern Lyrurus tetrix und führten Simulationen durch, um zu ermitteln, wie die Überlebensselektion die auf Grundlage der Gelegeparameter gewonnenen HFC-Werte beeinflusst. Wir zeigen, dass das Überleben in positiver Beziehung sowohl zur individuellen Heterozygosität als auch zur Körpermasse der Weibchen steht. Es gibt einen positiven Einfluss der Körpermasse auf alle Gelegeparameter; die selektive Sterblichkeit von Weibchen mit sowohl niedriger Heterozygosität als auch geringer Körpermasse führt zu einer Überrepräsentation von Weibchen mit hoher Heterozygosität und geringer Körpermasse und somit zu einer negativen Beziehung zwischen Eivolumen und Heterozygosität. Anhand von simulierten Daten zeigen wir, dass eine sowohl auf geringe Körpermasse als auch auf niedrige Heterozygosität wirkende Überlebensselektion zu einer Verschiebung in der Qualität der brütenden Weibchen führt, was negative HFCs bezüglich des Eivolumens zur Folge hat. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Überlebensselektion einen großen Einfluss auf Stärke und Richtung jeglicher zu einem späteren Zeitpunkt im Lebens auftretender HFCs ausüben kann und dass nur die Berücksichtigung sämtlicher Aspekte des reproduktiven Aufwandes und des Bruterfolges es uns ermöglicht zu verstehen, wie Heterozygosität die Fitness eines Individuums prägen kann.