Die Anwendung molekularer Diagnoseverfahren ermöglicht Rückschlüsse auf Zugrichtungen bei FitissenPhylloscopus trochilusim südöstlichen Baltikum
Der Fitis ist ein Langstreckenzieher und gehört zu den häufigsten Brutvögeln der Westpaläarktis. Seine Zugrichtungen sind in Skandinavien bestens untersucht, wo eine schmale Zugscheide bei etwa 62°30’ N verläuft, welche die südlich davon nach SW ziehende Unterart trochilus von den nach SSO ziehenden acredula-Individuen trennt. Form und Lage der Zugscheide in den südlich und östlich der Ostsee gelegenen Ländern sind weniger gut bekannt. In dieser Studie erforschten wir die geografische Herkunft und den Zugphänotyp von Fitissen während der Brutzeit und auf dem Zug in Rybatschi, Kaliningrad, Russland. Die Probennahme erfolgte während dreier Zeiträume: Brutzeit (1.-9. Juli), früher Herbstzug (25.-31. August) und später Herbstzug (1.-17. September). Die Vögel wurden an zwei bi-allelischen Loci (AFLP-WW1 und AFLP-WW2) genotypisch charakterisiert, und die Ergebnisse wurden mit Genotypdaten von verschiedenen Referenz-Brutpopulationen rund um die Ostsee verglichen. In den Proben aus der Brutzeit und vom Beginn des Herbstzuges überwogen Genotypen, die mit nach SW ziehenden trochilus-Individuen assoziiert sind. Allerdings waren ebenfalls mehrere intermediäre Genotypen unter den Brutvögeln vertreten, was darauf hindeutet, dass dieses Gebiet mit der Hybridzone überlappt, welche sich von den Regionen südlich der Ostsee erstreckt. Später im Zuggeschehen wiesen die Vögel Genotypen auf, wie sie bei nordskandinavischen Fitissen häufig vorkommen, welche Rybatschi offenbar auf ihrem Zug nach SSO in Wintergebiete im tropischen Süd- und Ostafrika passieren.