Untersuchungen zum ungewöhnlichen Inkubationsverhalten und zur Toleranz von Embryonen gegenüber Hypothermie beim Sichuan Waldrebhuhn (Arborophila rufipectus)
Die Bebrütung ist eine energetisch stark beanspruchende Phase in der Reproduktion bei Vögeln. Arten, bei denen nur ein Geschlechtspartner die Bebrütung übernimmt, sind oftmals mit dem direkten Konflikt zwischen Bebrütung und Nahrungssuche konfrontiert. Wir berichten über das ungewöhnliche Inkubationsverhalten (lange Brutunterbrechungen des Weibchens und Embryo-Hypothermie) des Sichuan Waldrebhuhns (Arborophila rufipectus) im Laojunshan National Nature Reserve, Südwest-China. Das Sichuan Waldrebhuhn ist eine weltweit gefährdete Art, die subtropische immergrüne und sommergrüne breitblättrige Wälder besiedelt auf einer Höhe zwischen 1100–2250 m über dem Meeresspiegel besiedelt. Die Weibchen bebrüten das Gelege allein und unternehmen typischerweise eine lange Unterbrechung von 4,5 ± 1.2 Stunden (Mittelwert ± Standardabweichung) pro Tag. Sie verlassen das Nest um 7:36 Uhr (± 50 min) und kehren zurück um 12:06 Uhr (± 70 min). Die Anwesenheit auf dem Nest lag bei 81,2 ± 5,2% der gesamten Bebrütungsphase. Bei einer hohen Störungsrate und bei schlechtem Wetter verlängerten die Weibchen ihre Brutunterbrechungen und verringerten damit ihre Anwesenheit am Nest deutlich. Obwohl die Eier während jeder Unterbrechung ~4.2 Stunden Temperaturen unter 26 °C (die physiologische Null-Temperatur) ausgesetzt waren, lag die Schlupfrate bei 88,4%. Das deutet darauf hin, dass die Unterkühlung der Embryos nur einen geringen negativen Effekt auf die Schlupfrate hat. Die Fähigkeit, dass Embryos Unterkühlungen aushalten, könnte eine Anpassung des Sichuan Waldrebhuhns an seine kalte montane Umwelt sein.