Hintergrund
Die präklinische Notfallversorgung in Österreich stützt sich im Regelfall auf ein 2‑stufiges System. Liegen keine erkennbaren Störungen einer Vitalfunktion vor, werden als primäre Rettungskräfte zum überwiegenden Teil ehrenamtlich tätige Rettungssanitäter mit einer Ausbildung von zumindest 260 h zum Notfallort entsandt. Überschreitet die Notfallsituation deren Kompetenz, stellt die Nachalarmierung von Notärzten die nächste (und zugleich ultimativ höchste) Stufe der Regelversorgung dar. In der letzten Dekade ist allerdings österreichweit der Eindruck einer steigenden Anzahl an Notarztalarmierungen zu bemerken. Die Anzahl notwendiger Interventionen der Notärzte ist demgegenüber vergleichsweise niedrig. Im Notarztsystem der steirischen Landeshauptstadt Graz existiert seit 30 Jahren ein 3‑stufiges System: Hier ergänzt das „Medizinercorps“ des Roten Kreuzes als zwischengeschaltete Einrichtung den Rettungs- bzw. Notarztdienst. Diese Einrichtung bewältigt mit Medizinstudenten, die als Notfallsanitäter der höchsten Kompetenzstufe ausgebildet sind, auch Notfälle, für die anderenorts der Notarzt ausrücken müsste.
Methodik
Auf Basis von Daten des Statistischen Zentralamts und den Rettungsleitstellen der Bundesländer wurden die Einsatzzahlen der Notarztsysteme in Österreich ermittelt und mit der Bevölkerungszahl korreliert. Darüber hinaus wurden Daten zu notärztlichen Maßnahmen zweier Notarztsysteme – NAW des LK Wiener Neustadt als zwei- und NEF des LKH Universitätsklinikum Graz als 3‑stufiges System – analysiert und jeweils mit der Bevölkerungszahl in Relation gesetzt.
Ergebnisse
Die Einsatzfrequenzen der Notarztsysteme sind in den österreichischen Bundesländern durchaus unterschiedlich und reichen von 14,9 bis zu 29,7 Einsätzen pro Jahr und 1000 Einwohner (EW). Die Frequenz spezifischer notärztlicher Maßnahmen in Wiener Neustadt und Graz sind bei hochspezifischen Tätigkeiten wie Intubation, Narkoseeinleitung, Katecholamin- und Antiarrhythmikatherapie vergleichbar, notfallmedizinische „Basismaßnahmen“ (venöser Zugang, Infusionstherapie mit kristalloiden Lösungen) sind in Graz jedoch signifikant seltener, ebenso wie Einsatzstornierungen und Fehleinsätze.
Schlussfolgerung
Das 3‑stufige Grazer Notarztsystem zeigt, dass ein derartiges Modell der größeren Differenzierung notfallmedizinischer Strukturen erlaubt, vorhandene Ressourcen effizienter einzusetzen. Dadurch kommt man dem Ziel näher, allen Notfallpatienten adäquate Hilfe anbieten zu können, ohne das System über Gebühr zu beanspruchen.