Hintergrund
Für ältere Allgemeinkrankenhauspatienten werden häufig unerwünschte Ereignisse und Probleme in der Versorgung während ihres Aufenthaltes berichtet, v. a. bei kognitiv beeinträchtigten Patienten. Die Befunde basieren jedoch auf kleinen und selektiven Stichproben. Ziel dieser Studie ist es, zuverlässige Daten a) zur Prävalenz solcher Versorgungsprobleme (zusammengefasst als „herausfordernde Pflegesituationen“) und b) zu assoziierten patientenbezogenen Risikofaktoren (v. a. kognitive Beeinträchtigung) zu gewinnen.
Methoden
Die repräsentative Querschnittsstudie umfasst 1469 65-jährige und ältere Patienten in 33 zufällig ausgewählten Allgemeinkrankenhäusern in Süddeutschland (General Hospital Study, GHoSt). Informationsquellen waren u. a. eine standardisierte Befragung der jeweils verantwortlichen Pflegefachkraft und Verfahren zur Feststellung des kognitiven Status.
Ergebnisse
Im Vergleich zu kognitiv unbeeinträchtigten Patienten (24,6 %) wurden herausfordernde Pflegesituationen statistisch signifikant (p < 0,001) häufiger bei Patienten mit Demenz/Delir (87,5 %) und mit leichter kognitiver Beeinträchtigung (47,9 %) berichtet. Adjustierte „odds ratios“ bestätigten kognitive Beeinträchtigung, eingeschränkte Alltagskompetenz, Bezug von Pflegeleistungen und ungeplante Aufnahme als Risikofaktoren. Versorgungsprobleme waren zudem häufiger assoziiert mit freiheitsentziehenden Maßnahmen, Angehörigeneinbindung in die Pflege, Verordnung von Psycholeptika und Konsilien.
Diskussion
Die Befunde belegen den deutlichen Einfluss verschiedener Grade kognitiver Beeinträchtigung auf herausfordernde Pflegesituationen. Die Ergebnisse können dazu beitragen, geeignete Schulungsprogramme und Interventionen zu konzipieren, um kritische Situationen zu vermeiden oder zu minimieren.