Hintergrund
Die Diagnostik von Schädel-Hirn-Traumen (SHT) ist wegen ihrer statistischen Häufigkeit im rechtsmedizinischen Obduktionsgut von herausragender Bedeutung. Bis heute konnte jedoch keine alleinig zuverlässige Methode etabliert werden, mit deren Hilfe das Verletzungsalter eines SHT exakt zu definieren ist.
Ziel der Arbeit
Im Rahmen der vorliegenden Studie sollten die Proteinmengen der 2 Biomarker neuronenspezifische Enolase (NSE) und saures Gliafaserprotein (GFAP) an definierten Lokalisationen im humanen Hirngewebe nach einem tödlich verlaufenden SHT bestimmt und hinsichtlich zeitabhängiger Expressionsunterschiede evaluiert werden.
Material und Methoden
Während 42 gerichtlicher Obduktionen mit todesursächlichem SHT und Überlebenszeiten (ÜLZ) zwischen wenigen Minuten und 37 Tagen wurden Gewebeproben aus Groß- und Kleinhirn der Verstorbenen entnommen. Als Kontrollen wurden 13 Fälle mit kardiovaskulären Todesursachen verwendet. Der Proteinnachweis erfolgte mithilfe des Western-Blots.
Ergebnisse
Grundsätzlich wurde der höchste NSE-Gehalt im Kleinhirn bestimmt, die GFAP-Expression war bis 4 Tage nach der traumatischen Schädigung im Hippocampus am größten. Außer in der Perikontusionszone kommt es posttraumatisch nach mehr als 2-h-ÜLZ zu einer NSE-Expressionszunahme. Eine solche fand für GFAP erst nach ÜLZ von mehr als 4 Tagen statt.
Schlussfolgerung
Die Ergebnisse zeigen, dass Western-Blot-Analysen von NSE und GFAP als Ergänzung zu Obduktion und konventioneller histologischer Untersuchung mit dem Ziel der Wundalterdiagnostik nach SHT geeignet sind.