Parallel zur steigenden Anzahl der Revisionseingriffe am Hüftgelenk steigt auch die Anzahl der Patienten, die große periazetabuläre Knochendefekte aufweisen. Die adäquate chirurgische Versorgung solch komplexer Fälle mit einer stabilen und langfristigen Fixation des Revisionsimplantats bleibt oberstes Ziel. Hierzu ist eine präoperative Planung mit Abschätzung der Defektform und -größe sowie des verbleibenden autochthonen Knochenlagers essenziell. Die Detektion und Evaluation pfannenseitiger periprothetischer Knochendefekte durch unsystematische Beurteilung von konventionellen Beckenübersichtsaufnahmen ist jedoch in vielen Fällen nur unzureichend möglich. Zur vereinfachten präoperativen Planung wurden deshalb Klassifikationen wie die von Paprosky eingeführt, die standardisierte radiologische Evaluationskriterien anwenden, um den intraoperativ zu erwartenden Knochendefekt leichter einzuschätzen. Aktuelle Forschungsarbeiten konnten jedoch zeigen, dass diese Klassifikationssysteme die Größe der Defekte häufig unterschätzen und eine niedrige Intra- und Interobserverreliabilität aufweisen. Somit sind Ergebnisse unterschiedlicher Studien nur bedingt miteinander vergleichbar. Neuartige Software-Applikationen basierend auf der Analyse computertomographisch generierter Daten bieten Lösungsansätze für die Probleme, die mit der nativ-radiologischen Defektanalyse verbunden sind. Im folgenden Artikel wird der potenzielle Nutzen dieser neuartigen diagnostischen Instrumente vor dem Hintergrund der offensichtlichen Limitationen der bisher etablierten nativ-radiologischen Defektanalyse diskutiert.