Asbestbedingte Erkrankungen von Lunge und Pleura sind in Deutschland noch immer die häufigsten zum Tode führenden Berufskrankheiten, obwohl die Verarbeitung und das Inverkehrbringen von Asbest gemäß der Gefahrstoffverordnung seit 1993 verboten sind. Das Maximum des Rohasbestverbrauchs in den alten Bundesländern war Ende der 70er, in den neuen Bundesländern Ende der 80er Jahre erreicht. Heute neu diagnostizierte asbestbedingte Berufskrankheiten sind also Folge meist mehr als 30 bis 40 Jahre zurückliegender Asbestexpositionen. Inzwischen stehen dabei asbestbedingte Lungenkarzinome und maligne Mesotheliome im Vordergrund. Die Kombination von Asbestexposition und Rauchen führt dabei zu einer überadditiven Steigerung des Risikos, an Lungenkrebs zu erkranken.
Bis heute gibt es für die Erkennung maligner Mesotheliome keine geeignete Früherkennungsmethoden, und die therapeutischen Optionen sind unverändert limitiert. Hingegen hat das National Lung Screening Trial (NLST-Studie) erstmals gezeigt, dass durch den Einsatz der Niedrigdosiscomputertomographie (LDCT) bei starken Rauchern die Mortalität bei Lungenkarzinomen signifikant gesenkt werden kann. Der dadurch entstehende Überlebensvorteil übersteigt nach bisherigen Erkenntnissen die potenziell im Rahmen der diagnostischen Aufarbeitung auffälliger Befunde auftretenden Risiken deutlich. Für die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) waren diese Ergebnisse in Verbindung mit den Empfehlungen internationaler medizinischer Fachgesellschaften und Organisationen ausschlaggebend, das bisherige Angebot der nachgehenden Vorsorge für ehemals asbestexponierte Arbeitnehmer mit besonders hohem Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, um das Angebot einer LDCT-Untersuchung zu erweitern.