Hintergrund
Zur Entflechtung der Heterogenität schizophrener Psychosen wurde mit der Berner Psychopathologieskala (BPS) ein systemspezifischer Ansatz mit den Domänen „Sprache“, „Affekt“ und „Motorik“ vorgeschlagen. Dieser Ansatz soll am Beispiel der Domäne „Affekt“ unter Verwendung eines primär kasuistischen Zugangsweges einerseits auf seine klinische Anwendbarkeit hin untersucht und andererseits geprüft werden, ob so eine homogene Patientengruppe identifizieret werden kann.
Material und Methoden
Aus einer Stichprobe von insgesamt 100 Patienten mit schizophrenen Psychosen wurden sechs Fälle ausgewählt. Der psychopathologische Querschnittsbefund wurde mit der Positive and Negative Syndrome Scale of Schizophrenia (PANSS) und der BPS standardisiert erfasst. Für jeden Probanden erfolgte die ausführliche kasuistische Aufarbeitung, die sich an den Methoden der traditionellen Psychopathologie orientierte.
Ergebnisse
Die affektdominanten Fälle waren mithilfe des systemspezifischen Ansatzes besser charakterisierbar, als dies mit dem Positiv-Negativ-Konzept möglich war. Aussagen über den Krankheitsverlauf waren jedoch ausgehend vom psychopathologischen Querschnittsbefund nur eingeschränkt möglich.
Diskussion
Das Konzept eines affektdominanten Subtyps schizophrener Psychosen kann, insbesondere in Hinblick auf die Heterogenität des Verlaufs, nicht vollständig überzeugen. Dem systemspezifischen Ansatz kommt aber vor allem ein heuristischer Wert in Hinblick auf weitere neurobiologische Untersuchungen zu.