Die Mehrheit transfemoral und -tibial Amputierter kann mit der herkömmlichen Prothesentechnik funktionell zufriedenstellend versorgt werden. Dennoch haben ca. 60 % der Patienten erhebliche Probleme mit der konventionellen Stumpfversorgung, sodass selbst jüngere Patienten in ca. 1/6 der Fälle ihre Prothese nicht täglich tragen können. Nach Einführung der transkutanen osseointegrierten Prothesensysteme (TOPS) besteht für diese Patienten die Möglichkeit, stumpfassoziierte Probleme zu vermeiden. Die vorliegende Übersicht zeigt den aktuellen Stand der Entwicklung transkutaner osseointegrierter Prothesensysteme in Schweden, Deutschland, den Niederlanden, Australien und den USA – heute mittlerweile in 9 Zentren. Bei den Arbeitsgruppen dieser Zentren besteht Übereinstimmung, dass TOPS eine Situation der Endbelastung, eine verbesserte Beweglichkeit der proximalen Gelenke, ein osseoperzeptives sensorisches Feedback und damit eine bessere Kontrolle der betroffenen Extremität ermöglicht. Ebenso besteht Übereinstimmung, dass in der Regel eine klinisch weniger relevante oberflächliche Kontamination des Stomas besteht. TOPS wird heute auch zur Versorgung transhumeral Amputierter und nach Daumenverlust eingesetzt, inzwischen mit einer Ausweitung der Indikation für diese Technik. Für zukünftige Anwendungen besteht die Möglichkeit, in das intramedulläre Implantat Elektroden zu verlegen und somit eine fortlaufende bidirektionale Kommunikation mit dem Körper zu erlauben („osseointegrated human-machine gateway“). So können eventuell eine innovative Form der Prothesenkontrolle, aber auch die Möglichkeit der Kombination mit der Targeted-muscle-reinnervation(TMR)-Chirurgie realisiert werden, um schließlich weiter fortgeschrittene Prothesenmodelle für die obere und untere Extremitätenamputationschirurgie zu entwickeln.