Zielstellung
Ziel war es, die Bedeutung des makroskopischen Tumorvolumens des Primärtumors („primary gross tumor volume“, pGTV) und des makroskopischen Tumorvolumens der Lymphknoten („nodal gross tumor volume“, nGTV) bei Plattenepithelkarzinomen des Oropharynx („oropharyngeal squamous cell carcinoma“, OPSCC) und deren Unterschiede zwischen für humanes Papillomavirus (HPV) positiven und HPV-negativen Patienten zu untersuchten.
Methoden
In die Studie eingeschlossen wurden 91 OPSCC-Patienten, die mit definitiver intensitätsmodulierter Strahlentherapie („intensity-modulated radiotherapy“, IMRT) mit oder ohne gleichzeitige Chemotherapie behandelt wurden. Bei allen Patienten betrug der Nachbeobachtungszeitraum mindestens 31 Monate. Die Volumenmessungen erfolgten anhand von Computertomographie(CT)-Aufnahmen. Der HPV-Status wurde durch die p16-Immunhistochemie ermittelt. Die Endpunkte waren Gesamtüberleben („overall survival“, OS), krankheitsfreies Überleben („disease-free survival“, DFS) und lokoregionale Kontrolle („locoregional control“, LRC).
Ergebnisse
Das pGTV war ein signifikanter unabhängiger prognostischer Faktor für das OS (p = 0,20) bei p16-negativen Patienten. Das nGTV von p16-negativen Tumoren wies einen signifikanten prognostischen Wert für alle Endpunkte in multivariaten Analysen auf. p16-negative Tumoren in hohen Stadien (III-IVc) waren im Vergleich zu den Tumoren in niedrigeren Stadien (I‑II) nur mit einem signifikant schlechteren OS (p = 0,046), nicht aber mit schlechteren Werten für LRC oder DFS assoziiert. Das nGTV von p16-negativen Tumoren erwies sich in multivariaten Analysen als unabhängiger prognostischer Faktor für DFS (p = 0,005) und LRC (p = 0,007).
Schlussfolgerung
Das pGTV kann als unabhängiger prognostischer Faktor bei p16-negativen Patienten und das nGTV als unabhängiger prognostischer Faktor sowohl bei p16-positiven als auch bei p16-negativen Patienten dienen, bei denen eine Radiochemotherapie oder Strahlentherapie unter Verwendung der IMRT erfolgt. Das Tumorvolumen kann bei der Auswahl der Patienten für ein Deeskalationsprotokoll sowohl bei p16-positiven als auch bei p16-negativen Patienten eine Rolle spielen.