Hintergrund
Moderne Strahlentherapietechniken, wie die Bestrahlung in tiefer Inspiration (DIBH) oder die volumenmodulierte Rotationstherapie (VMAT), können die hohe Dosisbelastung des Herzens bei der Bestrahlung von linksseitigem Brustkrebs deutlich verringern. Ziel dieser Planungsstudie war es zu untersuchen, inwieweit unterschiedliche Bestrahlungstechniken bei linksseitigem Brustkrebs das relative und absolute Risiko für strahleninduzierte Sekundärmalignome der Lunge und schwere koronare Herzerkrankungen beeinflussen.
Methoden
Es wurden jeweils 4 Bestrahlungspläne für Computertomographiedatensätze von 10 Patientinnen mit linksseitigem Mammakarzinom generiert: eine tangentiale 3‑dimensionale konformale Strahlentherapie (3D-CRT) und eine volumenmodulierte Strahlentherapie (VMAT), jeweils in Ruheatmung (FB) und DIBH. Die Parameter der Dosis-Volumen-Histogramme (DVH) wurden zur Berechnung der „organ equivalent dose“ (OED) herangezogen, dabei wurde ein lineares, linear-exponentielles sowie ein Plateaumodell für die Lunge angewendet. Hiermit wurden das relative Risiko („excess relative risk“ [ERR]) und das absolute 10-Jahres-Risiko („excess absolute risk“ [EAR]) von strahleninduzierten Sekundärmalignomen der Lunge und koronaren Herzerkrankungen für unterschiedliche repräsentative Baseline-Risiken berechnet.
Ergebnisse
Durch die Bestrahlung in tiefer Inspiration zeigte sich ein deutlicher Vorteil bezüglich des absoluten 10-Jahres-Risikos schwerer koronarer Ereignisse für die 3D-CRT im Vergleich zur Ruheatmung (p = 0,04). Für die VMAT war die Risikoreduktion durch DIBH insgesamt geringer und statistisch nicht signifikant (p = 0,44). Das strahleninduzierte 10-Jahres-Risiko für Sekundärmalignome der Lunge wurde vorwiegend durch die Wahl der Strahlentherapietechnik und nicht durch die Anwendung eines Atemanhaltemanövers beeinflusst. Für VMAT zeigte sich ein erhöhtes 10-Jahres-Risiko für Sekundärmalignome der Lunge im Vergleich zur 3D-CRT (DIBH p = 0,007, FB p = 0,005). Dennoch war die EAR-Berechnung am stärksten durch nichtstrahlentherapieassoziierte Risikofaktoren – wie das Rauchen – beeinflusst.
Schlussfolgerung
Die Ergebnisse zeigen, dass 3D-CRT-Pläne in tiefer Inspiration (DIBH) das niedrigste Risiko sowohl für strahleninduzierte Sekundärmalignome als auch für schwere koronare Ereignisse aufweisen.