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Mit Hilfe der 2D-Phasenkontrasttechik kann der Volumenfluss des Liquors über dem Aquädukt magnetresonanztomographisch quantifiziert werden. Als Maß für die Höhe des Volumenflusses dient in vorgestellter Untersuchung das Schlagvolumen pro Herzzyklus (SVcc). Normwerte für die Höhe des SVcc konnten bislang nicht definiert werden. Sie sind jedoch für eine klinische Nutzung dieses nichtinvasiven Verfahrens unerläßlich.
Ziel vorliegender Untersuchung ist es zu prüfen, ob die interthalamische Weite des dritten Ventrikels als Bezugssystem für die Höhe des SVcc über dem Aquädukt geeignet ist und sich ein normaler Liquorfluss definieren läßt.
Die Untersuchungen erfolgten bei 107 Patienten (56 Frauen, 51 Männer im Alter von acht bis 89 Jahren) ohne klinische und bildmorphologische Hinweise auf eine Liquorzirkulationsstörung an einem Standardsystem 0,5 T (Gyroscan, Fa. Philips). Die Messung des SVcc über dem Aquädukt wurde in einer Eizelschicht senkrecht zum Aquädukt in Höhe des mittleren Drittels mit einer retrospektiv kardial getriggerten 2D-quantitativen Phasenkontrastsequenz durchgeführt. Die Messung der interthalamischen Weite des dritten Ventrikels erfolgte im Transversalschnitt (Bikommissuralebene, Standard-T1-gewichtete SE-Sequenz) in Höhe des Oberrandes der Lamina tecti.
Für 83 kardial normofrequente Patienten ohne zusätzliche bildmorphologische Auffälligkeiten wird die Höhe des SVcc maßgeblich von der interthalamischen Weite des dritten Ventrikels (1 bi 16 mm) bestimmt (r = 0,822). Bei elf Patienten mit einer subkortikal betonten Atrophie ohne Leukenzephalopathie, Megacisterna magna, Dandy-Walker-Variante oder Bradykardie ist das SVcc signifikant erhöht (p < 0,05). Dagegen ist das SVcc für 13 Patienten mit Tachykardie, Arnold-Chiari-Malformation Typ 1, relativer Aquäduktestenose und/oder fortgeschrittener periventrikulärer Leukenzephalopathie signifikant erniedrigt (p < 0,05).
Diese Ergebnisse lassen sich gut mit den geltenden Vorstellungen über die Physiologie des Liquorflusses in Einklang bringen. Da den vorgenannten Einflusskriterien keine pathologische Bedeutung hinsichtlich einer therapiebedürftigen Liquorzirkulationsstörung beigemessen werden kann, nutzen wir zur Bewertung der Höhe des SVcc (y) gegenüber der interthalamischen Weite des dritten Ventrikels (x) die lineare Regression mit y = b1*× + b0 (b1 = 22,2 ± 2,9; b0 = 43,5 ± 21,1) für alle 107 Patienten.
Diese Beziehung gibt erstmals die Möglichkeit, einen hyperdynamen (> +3 SE), hypodynamen (< −3 SE) und normodynamen (in den Grenzen ± 3SE) Liquorfluss über dem Aquädukt zu differenzieren. In die Bewertung müssen das Vorliegen zusätzlicher bildmorphologischer Einflussfaktoren und die Höhe der Herzfrequenz einfließen.