Zielsetzung
Parafunktionen wie Pressen und Knirschen der Zähne (Bruxismus) sowohl tagsüber als auch nachts wird im Rahmen der Ätiopathogenese von kraniomandibulären Dysfunktionen (CMD) eine große Bedeutung beigemessen. Wie groß der Einfluss jedoch ist und wie die Aktivitäten tagsüber mit denen in der Nacht interagieren, ist nicht klar. Es war das Ziel, den Zusammenhang von schmerzhaften CMD mit Wach- und Schlafbruxismus bei Erwachsenen zu bestimmen.
Material und Methodik
In einer Fall-Kontroll-Studie wurden die Daten einer konsekutiven Stichprobe von 733 CMD-Patienten (Fälle; Altersdurchschnitt ± SD: 41,4 ± 16,3 Jahre; 82 % weiblich) mit mindestens einer Schmerzdiagnose nach der deutschen Version der RDC/TMD (Research Diagnostic Criteria for Temporomandibular Disorders) und von 890 Probanden (Kontrollen; Altersdurchschnitt ± SD: 40,4 ± 11,8 Jahre; 57 % weiblich) ohne CMD-Diagnose aus einer bevölkerungsbasierten Stichprobe ausgewertet. Per Selbstangabe wurde von allen Studienteilnehmern erhoben, ob sie am Tag und/oder in der Nacht pressen oder knirschen. Der Zusammenhang von CMD mit Wach- und Schlafbruxismus wurde in multiplen logistischen Regressionsanalysen berechnet und für mögliche Confounder kontrolliert. Die Ergebnisse werden als Odds Ratios (OR) mit 95 %-Konfidenzintervall (KI) dargestellt.
Ergebnisse
Während 11,2 % der Kontrollen angaben, am Tag zu pressen oder zu knirschen, lag der Wert bei den CMD-Patienten mit 33,9 % signifikant höher (p < 0,001). Pressen oder Knirschen in der Nacht wurde von 23,5 % der Kontrollen und 49,4 % der CMD-Patienten angegeben (p < 0,001). Das Risiko für CMD-Schmerzen unterschied sich nur unwesentlich für die separate Angabe von Wach- (OR 1,7; KI 1,0–2,7) oder Schlafbruxismus (OR 1,8; KI 1,4–2,4). Hingegen stieg das Risiko wesentlich bei gleichzeitigem Vorliegen von Wach- und Schlafbruxismus (OR 7,7; KI 5,4–11,1).
Schlussfolgerungen
Sowohl Wach- als auch Schlafbruxismus stellen bei alleinigem Auftreten einen nicht unwesentlichen Risikofaktor für CMD-Schmerzen dar. Bei gleichzeitigem Vorliegen sind sie sogar ein starker Risikofaktor für schmerzhafte CMD.