Kognitive Chirurgie steht für die Vision einer Chirurgie, die sich ergänzt durch maschinelle Kognition, also durch technisch-kognitive Systeme, die nicht nur vorprogrammierte Aufgaben ausführen, sondern eine gegebene Situation verstehen, angepasst handeln und daraus lernen – ähnlich einem menschlichen Assistenten. Dafür muss in einem Operationssaal das OP-Team mit Maschinen und Prozessen vernetzt werden, indem kontinuierlich über Sensoren und Geräte der Behandlungsverlauf erfasst und ausgewertet wird. Darauf aufbauend wird eine situationsbezogene Assistenz realisiert – beispielsweise eine intraoperative Komplikationsvorhersage oder robotergestützte Kameraführung. Beispiele aus der Forschung demonstrieren das Potenzial solcher Systeme. Dieser Wandel kann aber nur in interdisziplinärer Zusammenarbeit erfolgen; die Anforderungen an kognitive Assistenzsysteme müssen von Chirurgen in enger Kooperation mit Informatikern und Ingenieuren definiert werden. Der Chirurg soll nicht ersetzt, sondern mit Hilfe von kognitiver Assistenz unterstützt werden mit dem Ziel einer qualitativ höherwertigen Patientenversorgung.