Während die Prävalenz der Anorexia nervosa (AN) im Erwachsenenalter konstant geblieben ist, findet sich immer noch ein Anstieg im Kindes- und Jugendalter. Eine persistierende Essstörung in dieser Lebensphase hat Auswirkungen auf die weitere somatische und mentale Entwicklung. Kleinwuchs, ggf. Einschränkungen der Reproduktivität und Osteoporose sowie eine erhöhte Mortalität sind die Folge. Wahrscheinlich sind Langzeiteffekte auf die adoleszente Hirnentwicklung, die u. a. auf anhaltende hormonelle Dysfunktionen, insbesondere des Kortisol- und gonadotropen Systems, aber möglicherweise auch weiterer Neuropeptide wie Leptin, zurückzuführen sind. Dies könnte neben genetischen Faktoren u. a. für die hohe psychische Morbidität im Erwachsenenalter verantwortlich sein. Die neuere Forschung findet neuropsychologische Störungen bei AN, die einerseits Ähnlichkeiten mit denen bei Zwangserkrankungen, andererseits auch mit autistischen Spektrumstörungen aufweisen. Hieraus ergeben sich wichtige Implikationen für die Entwicklung neuer und spezifischerer Therapiemethoden.