Variation und langfristige Trends im zeitlichen Ablauf der Brut von verschiedenen eurasischen Populationen des Gartenrotschwanzes Phoenicurus phoenicurus
Änderungen der Fortpflanzungszeiträume von Vögeln sollten gute Hinweise auf großräumige Klimaschwankungen geben. Allerdings können geographisch getrennte Populationen einer Art unterschiedlich reagieren. Wir werteten die Eiablagedaten von neun eurasischen Populationen des Gartenrotschwanzes aus dem Zeitraum 1969–2010 aus. Der Brutzeitraum unterschied sich mit dem Breitengrad erheblich: Populationen im Norden beginnen später, ein Brutpaar hat nur eine Brut pro Saison und die Brutsaison ist kürzer. Sowohl die jährlich Frühsten wie auch die mittleren Ersteiablagedaten verfrühten sich mit Erhöhung der lokalen Lufttemperatur, wobei die nördlicheren Populationen schon bei deutlich niedrigeren Temperaturen anfingen, was vermutlich mit einer Stimulation durch die Tageslänge zu erklären ist. Die Auswirkungen von großräumigen Klimamustern (North Atlantic Oscillation, East Atlantic, Scandinavia/Eurasia-1) auf die Ersteiablagetermine waren gering. Der Zeitpunkt der Eiablage verfrühte sich bei allen beobachteten Populationen im Verlauf des Beobachtungszeitraums, allerdings mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. Bei sieben ausgewählten Populationen mit den umfangreichsten Datensätzen für den Zeitraum von 1986 bis 2010 lässt sich eine Verfrühung des mittleren Zeitpunkts der ersten Eiablage um 0.11 Tage/Jahr und 1.31 Tage/°C erkennen. Die Auswirkung auf den frühesten Zeitpunkt der ersten Eiablage war geringer. Die Veränderungen, die in zwei Populationen im Ural und in Westsibirien beobachtet werden konnten, waren geringer als bei weiter westlich gelegenen Populationen (Finnland, Mitteleuropa). Der Brutbeginn ist möglicherweise weniger vom Klimawandel als vom Zeitpunkt des Frühjahrszugs abhängig, wie er von europäischen Beobachtungs- und Beringungsstationen dokumentiert wird.