Bis zum jüngsten Aufschwung wurde die deutsche Wirtschaft etliche Jahre lang als der „kranke Mann Europas“ bezeichnet. Die enttäuschende Performanz bezüglich Arbeitslosigkeit, Wirtschaftswachstum sowie Haushaltsdefizit wurde von vielen Beobachtern mit dem viel beklagten Reformstau in Verbindung gebracht. Dabei wurde argumentiert, dass sowohl die christlich-liberale Koalition unter Helmut Kohl als auch die rot-grüne Regierung unter Gerhard Schröder erhebliche Schwierigkeiten gehabt hätten, ihre Politik durch den Bundesrat zu bringen. Entweder scheiterten Reformen insgesamt, oder es mangelte ihnen an Kohärenz, weil sie von Akteuren geprägt wurden, die unterschiedliche Vorstellungen über die Ursachen der Probleme sowie die notwendigen Lösungen hätten.