Rückenschmerzen sind keine Krankheitsentität. Der zugrunde liegende Pathomechanismus reicht von (seltenen) spezifischen Ursachen mit erheblichen Beschwerden bis zu (unbedenklichen) Belastungsschmerzen als Zeichen körperlicher Beanspruchung bei mangelnder Fitness. In den meisten Fällen handelt es sich um rezidivierende Schmerzzustände, die sich nicht auf einen spezifischen Krankheitsprozess zurückführen lassen (sog. nichtspezifische Rückenschmerzen). Dennoch müssen als erstes potenzielle gefährliche Verläufe durch spezifische körperliche Pathologien in der ärztlichen Untersuchung ausgeschlossen werden (»red flags«). Bei der Chronifizierung spielen psychosoziale Faktoren eine wesentliche Rolle. Bereits bei akuten Rückenschmerzen bestimmen kognitive Prozesse im Sinne von Krankheitsbewertungen und das dadurch bedingte Verhalten den weiteren Krankheitsverlauf. Eine frühe Aktivierung sowie eine gute Informierung der Patienten über den gutartigen Verlauf können bei akuten Rückenschmerzen chronische Entwicklungen verhindern. Bei komplizierten chronischen Rückenschmerzen helfen vor allem aufwendige, interdisziplinäre und aktive (sog. multimodale) Konzepte; Inhalte und Steuerungsprinzipien dieser Vorgehensweise leiten sich u. a. aus verhaltensmedizinischen Erkenntnissen ab.