Korruption wird gemeinhin als Hemmnis für politische Entwicklung, wirtschaftliches Wachstum und eine demokratische Willensbildung verstanden, aber eine vergleichende Perspektive auf die Effekte von Korruption für unterschiedliche politische Regime kann erstaunlich komplexe Ergebnisse hervorbringen. Die anhaltende Beständigkeit von Korruption unterstreicht dabei, dass das Phänomen nicht ausschließlich hemmende Auswirkungen hat, sondern dass es vielmehr auch sehr funktionale Effekte hervorbringen kann. Das vorliegende Sonderheft versammelt Beiträge aus der Vergleichenden Regierungsforschung, Politikwissenschaft und Wirtschaftswissenschaft, die genau diese (Dys-)Funktionalitäten in politischen Systemen aus unterschiedlichen Weltregionen in den Mittelpunkt ihrer Untersuchungen rücken. Von zentraler Bedeutung für eine vergleichende Korruptionsforschung ist dabei ein pluralistisches Methodenverständnis. Obgleich international in der Politikwissenschaft wie den Wirtschaftswissenschaften quantitative Zugänge verstärkt herangezogen werden, betont das Sonderheft die Bedeutung eines pluralistischen methodischen Zuganges, um die komplexen und vielschichtigen Effekte von Korruption erfassen zu können. Gleichfalls bedeutsam ist eine vergleichende Perspektive, die verschiedene Weltregionen einbezieht, um die unterschiedlichen Funktionen für sich entwickelnde Länder, Transformationsländer und industrialisierte Länder angemessen beleuchten zu können. Das Editorial zum Sonderheft fasst die zentralen Ergebnisse der Beiträge zusammen und beleuchtet die übergreifenden Problemstellungen, Desiderata und Möglichkeiten für die zukünftige Korruptionsforschung, die die unterschiedlichen methodischen, konzeptionellen und empirischen Studien des Sonderhefts verbinden.