Hintergrund
Die tiefe Hirnstimulation („deep brain stimulation“, DBS) zur Behandlung der Epilepsie im Nucleus anterior thalami (ANT) ist seit 2010 in Europa zugelassen. Obschon sie für alle fokalen Epilepsien zugelassen ist, stellt sich die Frage, ob bestimmte kortikale Epilepsieursprungsorte (z. B. frontal und temporal) besser als andere für diese Therapie empfänglich sind.
Ziel der Arbeit
Mithilfe der Diffusions-Tensor-Faserbahn-Traktographie (DTI-FT) sollte die Konnektivität des ANT und benachbarter Kerne mit anderen Hirnregionen bei zu implantierenden Patienten untersucht werden.
Material und Methoden
Eine Serie von 8 Patienten wurde nach etablierten Kriterien für die ANT-DBS ausgewählt und vorher mit DTI-FT (3 T, 32 bzw. 61 Richtungen) untersucht. Die ANT-DBS erfolgte stereotaktisch über eine transventrikuläre Route und in Vollnarkose. Die Elektrodenpositionen wurden postoperativ mithilfe der Spiralcomputertomographie (SCT) dargestellt. Traktographisch wurde bei dieser standardisierten Implantationstechnik jeder der DBS-Elektroden-Kontakte als „Seed“-Region ausgewählt und traktographisch untersucht. Die ermittelten Fasertrakte wurden in ein Standardgehirn (ICBM-152) projiziert und ihr detailierter Verlauf ausgewertet.
Ergebnisse
Mehr oberflächlich in Bezug zum ANT gelegene Elektrodenkontakte affektieren/rekrutieren Fasertrakte, die vorwiegend nach temporal oder frontal konnektieren. Tiefer gelegene Kontakte treffen Fasertrakte, die vorwiegend in den Hirnstamm und hier zum periaquäduktalen Grau sowie in den präfrontalen Kortex konnektieren.
Schlussfolgerung
Obschon eine klinische Auswertung bisher nicht zur Verfügung steht, lässt die Konnektivitätsanalyse mithilfe der DTI-FT Rückschlüsse auf eine mögliche Verbesserung der Patientenselektion für die ANT-DBS zu. Nach den vorliegenden Ergebnissen sollte eine frontal oder temporal entstehende Epilepsie besser auf die ANT-DBS reagieren als andere Formen. Unter der Annahme einer über die direkte Modulation oder Rekrutierbarkeit vermittelten Wirkung sollte mit der Stimulation tieferer Elektrodenkontakte nach eigenen Ergebnissen eine Zunahme psychiatrischer Komplikationen (z. B. Depression) zu erwarten sein.