Hintergrund
Bisher gibt es für den unteren Harntrakt keine klinisch etablierte, funktionelle Therapiemöglichkeit mittels „Tissue Engineering“. Aus der Dichte experimenteller Daten, initialen klinischen Studien und Einzelfallberichten zeichnet sich immer deutlicher ab, dass in Zukunft die Verwendung von Stammzellen die Lücke bei der Behandlung von Blasenspeicher und -entleerungsstörungen, erektiler Dysfunktion und morphologischen urothelialen Defekten des unteren Harntraktes mittels dieser individualisierten Therapie und biomedizinischer Anwendungsmöglichkeit schließen könnte.
Ergebnisse
Als Resultat der umfangreichen Forschungsarbeit in den letzten Jahren stehen die Charakterisierung verschiedener Stammzellpopulationen und die Evaluation unterschiedlicher, urologischer Therapieoptionen. Dabei wurden Aspekte der optimalen Applikation, der Migration, der Sekretion spezifischer Faktoren und des Grades der Entdifferenzierung dieser Stammzellen hinsichtlich einer höheren, therapeutischen Effektivität untersucht. Besonderes Augenmerk lag zudem auf Angiogenese und Innervation, von denen eine erfolgreiche funktionelle Geweberegeneration letztlich abhängig ist.
Schlussfolgerung
Verschiedene klinische Indikationen zur Stammzelltherapie und Geweberekonstruktion bahnen sich an und werden gegenwärtig in präklinischen und klinischen Phase-I-Studien geprüft. Diese fokussieren auf die Behandlung der Belastungsinkontinenz, Harnröhrenrekonstruktion und Vermeidung der erektilen Dysfunktion als mögliche Folge von onkologischer Beckenchirurgie.