EINLEITUNG: Um mögliche Änderungen in der Indikation für und in der Häufigkeit von Kaiserschnittgeburten im Geburtsspital Ljubljana, der größten Geburtsklinik in Slowenien, zu erfassen, wurden die Krankengeschichten der so entbundenen Patientinnen einer Periode von 50 Jahren ausgewertet. METHODEN: Wir analysierten retrospektiv die Geburtsprotokolle der Jahre 1955, 1965, 1975, 1985, 1995 und 2005, die an der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe des Medizinischen Universitätszentrums Ljubljana archiviert sind. Die Daten wurden aus gebundenen Büchern (1955), Foldern (1965, 1975), Mikrofilmen (1985) und vom Nationalen Perinatalen Informations- System (1995 und 2005) erhoben. Die Häufigkeit der Kaiserschnittgeburten wurde errechnet und die Indikationen statistisch analysiert. ERGEBNISSE: Von den 38.499 durchgesehenen Geburtsprotokollen berichteten 3122 von einer Sectio caesarea. Die Häufigkeits-Rate lag bei 2,5% im Jahr 1955, bei 4,95% im Jahr 1965, bei 7,36% im Jahr 1975 bei 7,54% im Jahr 1985, bei 11,76% im Jahr 1995 und bei 15,74% im Jahre 2005. Insgesamt wurden 80 verschiedene Indikationen registriert und analysiert. 35 dieser Indikationen galten für mehr als 1% der Mütter. Die häufigsten Indikationen waren: vorangegangener Kaiserschnitt, cephalopelvines Missverhältnis, akuter fötaler Distress und Malpräsentation. DISKUSSION: Im Verlauf der analysierten Jahre veränderten sich die in den Geburtsprotokollen angeführten Parameter durch neue Zugangsweisen und durch eine neue Einstellung zu den gebärenden Müttern, beziehungsweise zu dem Verlauf der Wehen und der Geburt. Während in den Jahren 1955 und 1965 noch die mütterlichen Indikationen überwogen, kamen in den letzten zwei Dekaden einige neue – auch nicht-geburtshilfliche – Indikationen dazu; insgesamt wurden fötale und mütterliche Indikationen gleich bedeutsam. Allgemein wurde beobachtet, dass im gesamten Verlauf der analysierten Periode eine Kombination aus Indikationen einen konstant hohen Anteil hatte. Der Entschluss zu einer Sectio caesarea scheint also demnach nicht nur auf einer, sondern auf mehreren verschiedenen Indikationen basiert zu haben. Da die Häufigkeit der Kaiserschnittgeburten zunimmt, sollte der Geburtshelfer, um die Regeln der "Good Clinical Practice" zu erfüllen, seine Entscheidung mit wohl fundierten Argumenten begründen.