Während im Erwachsenenalter bereits mehrere Studien den Nutzen der rechtzeitigen Zuweisung bei chronischer Niereninsuffizienz an den Nephrologen zeigten, gibt es für Kinder keine derartigen Daten. In dieser Studie wurden daher Patientenalter, Nierenfunktionseinschränkung bei Erstvorstellung beim spezialisierten Kindernephrologen mit dem Ausmaß von urämischen Sekundärfolgen und dem weiteren Verlauf der Nierenrestfunktion korreliert. Von März 2003 bis März 2004 betreute die Kinderdialyse Wien 43 Kinder (34 Knaben, Alter 10,1 ± 6,3 Jahre) mit angeboren-urologischer (n = 26), angeboren-nephrologischer (n = 13) oder erworbener (n = 4) Grunderkrankung seit 3,9 Jahre (14 Tage bis 17,5 Jahre) mit einer Nierenrestfunktion von 35 ± 20,5 ml/min/1,73 m2 bei Erstvorstellung. Bezüglich der urämischen Sekundärkomplikationen bei Erstvorstellung wiesen nahezu alle Kinder den Befall von zwei Systemen auf. Kinder mit kongenitalen Erkrankungen, die bereits im ersten Lebensjahr an die Kinderdialyse überwiesen wurden, zeigten in der weiteren Entwicklung einen besseren Verlauf der Nierenrestfunktion (1,8 % vs –0,7 %, p = 0,034) als später überwiesene Kinder. Diese Daten bestätigen rezente Erkenntnisse über die Epidemiologie der kindlichen chronischen Niereninsuffizienz. Die Tatsache, dass in unserer Studie – trotz 90 % kongenitaler Erkrankung – nur knapp ein Drittel der Kinder im Alter von unter 12 Monaten kooperativ mit den Spezialisten der Kinderdialyse betreut wurden, deutet darauf hin, dass therapeutische Chancen eventuell verzögert angeboten werden und ein potentielles Verbesserungspotential – im Sinne des "early referral" – besteht.