Kriegserlebnisse können bei Überlebenden zu einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) führen. Inwieweit waren auch die Soldaten und jungen Frauen des Zweiten Weltkriegs im Laufe ihres Lebens von PTBS-Symptomen betroffen oder sind es gar noch heute? Unterscheiden sich die damals jungen Männer und Frauen in ihren traumatischen Erfahrungen und der darauffolgenden Ausprägung von Symptomen einer Traumafolgestörung? Zur Untersuchung dieser Fragestellung wurden 52 Männer und 20 Frauen im Alter zwischen 81 und 95 Jahren über Zeitungsannoncen und Aushänge gewonnen und hinsichtlich Kriegserlebnissen und PTBS-Symptomen interviewt. Bei den Männern erfüllten 2 % eine aktuelle und 7 % eine Lebenszeit-PTBS-Diagnose, im Vergleich zu 10 bzw. 30 % bei den Frauen. Anhand einer multiplen linearen Regression konnte ein Dosis-Wirkungs-Zusammenhang zwischen der Anzahl der erlebten Traumatypen und der PTBS-Symptomausprägung gezeigt werden, dessen Steigung für Frauen stärker ausfiel als für Männer. Frauen berichteten bei einer vergleichbaren Anzahl verschiedener traumatischer Erlebnisse eine signifikant höhere PTBS-Symptomausprägung als Männer. Es ist anzunehmen, dass dieser Unterschied in der Symptomausprägung auf qualitative Unterschiede in der Art der traumatischen Erlebnisse während des Krieges zurückzuführen ist. Die vorliegende Untersuchung gibt Hinweise darauf, dass auch heute noch Menschen aufgrund der Ereignisse im Zweiten Weltkrieg von PTBS-Symptomen betroffen sind. Im Patientenkontakt mit dieser Altersgruppe sollte demnach auch bedacht werden, dass die selbst lange zurückliegenden Kriegserfahrungen zum Symptombild beitragen können.