Phänotypische Unterschiede bei Antillendrosseln Turdus lherminieri in Guadeloupe: Hinweis auf kleinräumige geographische Differenzierung
Räumliche Differenzierung in Vogelmodellen wurde in groben Rastern sowohl theoretisch, als auch für Schutzzwecke ausgiebig untersucht. Trotzdem sind kleinräumigere Untersuchungen bei Vögeln teilweise auch relevant, weil ihre Ausbreitungsmöglichkeiten stärker eingeschränkt sein könnten als erwartet. Wir untersuchten morphologische Merkmale bei der Antillendrossel, die üblicherweise verwendet werden um eine Differenzierung abzuschätzen, weil diese sowohl demographische als auch Selektions-Prozesse widerspiegeln. Die Antillendrossel ist eine endemische und gefährdete Vogelart der Antillen, die in den letzten 15 Jahren dramatisch abgenommen hat, und deren Aufbau und Strukturen der Population weiterhin unbekannt sind. Wir verglichen Vögel aus elf verschiedenen Gebieten von Guadeloupe, die im Abstand von zwei bis 42 km über die beiden geographischen Hauptzonen der Insel, Grande-Terre und Basse-Terre, verteilt lagen. Unter Verwendung zweier künstlicher Maße (für Körpergröße und Federgröße) fanden wir eine deutliche mikrogeographische Differenzierung zwischen Antillendrosseln für das Maß der Körpergröße, aber nicht für das Maß der Federgröße. Trotz des geringen geographischen Abstands waren sowohl Männchen als auch Weibchen signifikant größer in Basse-Terre als in Grande-Terre. Verschiedene Hypothesen könnten diese Ergebnisse erklären: (i) Geographische Isolation und Differenzierung durch einen fehlenden Gen-Austausch, (ii) phänotypische Plastizität oder (iii) eine Auseinanderentwicklung mit Gen-Austausch. obwohl weitere Untersuchungen nötig sind, um den genauen Prozess zu finden, der zur phänotypischen Divergenz führt, gibt unsere Untersuchung doch einen ersten Einblick in die hohe örtliche Variabilität dieser Art.