Wie bereits in Kapitel 3 dargestellt, werden auf theoretischer Ebene vielfältige Erwartungen im Hinblick auf die Einführung Persönlicher Budgets formuliert, allerdings in der Regel von denjenigen Personen, die selbst keine Persönlichen Budgets nutzen. Aus diesem Grunde sollen in diesem Kapitel die Budgetnehmer/ innen selbst in den Mittelpunkt der Betrachtung rücken, denn die Motivation, ein Persönliches Budget zu beantragen und die Art und Weise, wie dieses Persönliche Budget eingesetzt wird, ist stets eingebunden in einen konkreten Lebenskontext, in dem das Persönliche Budget einen spezifischen Nutzen erfüllt. So zeigen die skizzierten Modellvorhaben bisher vor allem eins: Menschen mit Behinderung beantragen das Persönliche Budget im Grunde deswegen, weil sie sich damit zuallererst eine Verbesserung ihrer Lebenssituation erhoffen, durch die sie ihrer Vorstellung eines „normalen“ und selbstbestimmten Lebens einen Schritt näher kommen. Die Ergebnisse der bisherigen Modellvorhaben verdeutlichen zudem, dass die „Wirkungen“ Persönlicher Budgets insbesondere davon abhängen, wie diese Form der Leistungserbringung zu dem jeweiligen Lebenskontext der behinderten Menschen „in Passung“ tritt (vgl. Kastl, Metzler 2005, 11). Aus diesem Grunde scheinen die Gründe der Budgetbeantragung eher einer individuellen Logik zu folgen. Es liegt daher die Vermutung nahe, dass die Nutzung eines Persönlichen Budgets eine Konsequenz individueller Gewohnheiten, Werte und biografischer Erfahrungen ist und nicht von allgemeinen (behinderungs-) politischen Motiven und/oder abstrakten ideologischen Beweggründen geleitet wird. Ebenso wenig entsprechen die Budgetnutzer/innen dem „Bild“ eines kalkulierenden und abwägenden „Kunden“ (vgl. Baldock 2004).