Hintergrund
Diese Studie ist eine vorab geplante Sekundäranalyse der deutschen Daten einer multinationalen multizentrischen Beobachtungsstudie. Ziel dieser retrospektiven Studie war es, die Alltagswirksamkeit („effectiveness“) von Caspofungin bei organtransplantierten Patienten mit wahrscheinlicher oder nachgewiesener invasiver Pilzerkrankung zu evaluieren.
Material und Methoden
Die Daten wurden bei Patienten, die von Januar 2004 bis Juni 2007 organtransplantiert worden waren, zu jeweils einer Episode einer invasiven Pilzinfektion retrospektiv erhoben. Die Daten zur Alltagswirksamkeit wurden für Patienten berichtet, die mit mindestens 5 Dosen Caspofungin behandelt worden waren. Die Daten zur Sicherheit wurden für alle Patienten ausgewertet, die mindestens eine Dosis Caspofungin erhalten hatten. Sämtliche Auswertungen erfolgten deskriptiv.
Ergebnisse
Es wurden 41 organtransplantierte Patienten [davon 14 Frauen; Alter (Median) 56 Jahre, Acute Physiology and Chronic Health Evaluation (APACHE) II Score zu Beginn der Caspofungintherapie (Median) 23] aus 5 deutschen Zentren in die Studie aufgenommen, v. a. Herz- (51%) und Lebertransplantierte (46%). Die am häufigsten berichteten Risikofaktoren für invasive Pilzinfektionen zu Beginn der Behandlung waren Einsatz eines zentralen Venenkatheters (37 von 41 Patienten, 90%), Steroidgabe (37 von 41 Patienten, 90%), kürzlich erfolgter Aufenthalt auf einer Intensivstation (36 von 41 Patienten, 88%) und Dauer der Organtransplantation über 5 h (21 von 41 Patienten, 51%). Bei 34 Patienten (83%) lag eine systemische Kandidose und bei 10 Patienten (24%) eine invasive Aspergillose vor. Am häufigsten betroffenen waren die Lungen (bei 21 von 41 Patienten, 51%). Es erhielten 28 Patienten (68%) Caspofungin als Monotherapie und 13 Patienten als Kombinationstherapie. Sechs Patienten (15%) erhielten Caspofungin als Salvage-Therapie, in den meisten Fällen, weil sie auf die Vortherapie nicht angesprochen hatten. Während der Caspofungingabe erhielten 39 von 41 Patienten (95%) auch Immunsuppressiva. Bei Patienten mit mindestens 5 Gaben Caspofungin (modifizierte „Intention-to-treat“-Population) betrug die Gesamtansprechrate (partielles oder komplettes Ansprechen) am Ende der Caspofungintherapie 88% [29 von 33 Patienten; 95%-Konfidenzintervall (95%-KI) 72–97%]. Hierbei sprachen 86% (19 von 22 Patienten) erfolgreich auf die Monotherapie mit Caspofungin und 10 von 11 Patienten (91%) erfolgreich auf die Kombinationstherapie an. Es wurden weder unerwünschte Ereignisse noch Arzneimittelinteraktionen im möglichen, wahrscheinlichen oder gesicherten Zusammenhang mit der Caspofungintherapie berichtet. Die Gesamtüberlebensrate 7 Tage nach Beendigung der Behandlung mit Caspofungin betrug 79% (26 von 33 Patienten; 95%-KI 61–91%).
Schlussfolgerung
Caspofungin war eine wirksame Behandlungsoption bei organtransplantierten Patienten mit wahrscheinlicher oder nachgewiesener invasiver Pilzerkrankung in Deutschland.